7 Erkenntnisse aus dem Fachforum Strom & Wärme im November 2024
Wärmepumpen, Winterstromlücke, dynamische Stromtarife und die Lage der Nation in punkto Erneuerbare waren einige der Themen beim zweiten Fachforum Strom & Wärme 2024. Eine schnelle Zusammenfassung:
1. Bauteilaktivierung von außen ist super
wenn man das Heizungsverteilsystem sanieren will, ohne dass die Bewohnerinnen und Bewohner ausziehen müssen. Warum, das erzählte Tobias Hatt. Im Zuge der Sanierung eines Mehrwohnungshauses wurde die neue Flächenheizung nämlich nicht innen angebracht, sondern mitsamt der neu gedämmten Wandmodule von außen. Das funktioniert umso besser, je schlechter der thermische Zustand der Wand vor der Sanierung ist.
2. Dynamische Stromtarife kommen, aber
es ist nicht gesagt, dass sie so schnell zum Standard werden - noch dass sie für die Stromkundinnen und -kunden günstiger sind. Julian Chudoba von der Stiftung Warentest unterzog die aktuell in Deutschland verfügbaren Tarife einem genauen Check. Dabei zeigte sich: dynamische Tarife sind umso interessanter, je größer die Lasten sind, die verschoben werden können. Und der Vergleich ist schwierig, weil nicht alle Anbieter völlig transparente Mechanismen pflegen. Und der Schutz vor stark steigenden Marktpreisen ist meist Fehlanzeige.
Aus Sicht von Alexander Bär vom Vorarlberger Landesenergieversorger illwerke vkw sind dynamische Stromtarife zu sehen wie Kredite mit flexiblen Zinsen: Man weiß erst hinterher, ob der fixe oder der variable Zins die wirtschaftlich bessere Entscheidung war. Ab Frühjahr 2025 wird's auch in Vorarlberg einen dynamischen Tarif geben. Ob der angesichts der sehr kompetitiven Standardtarife eher Nische bleiben oder zum Renner werden wird, ist offen.
3. Ohne Verbrauchsreduktion klafft die Winterstromlücke weiter auf
Und zwar bei 12 Terawattstunden allein in der Schweiz, wie Krisztina Kelewitz aufzeigte. Den größten Effekt auf das Schließen der Lücke hat die Reduktion des Strombedarfs im Winter - vor allem durch die Sanierung von Gebäuden. Wird die in einer Simulation von Kelewitz zugrunde gelegte Sanierungsrate von 1,1 % etwa nur zur Hälfte erreicht, erhöht sich die Winterstromlücke bis 2050 um 20 %.
4. Die "Technologieoffenheit" ist eine politische Nebelgranate
und verzögert nur die Transformation, meint Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des Erneuerbaren-Dachverbandes. Wasserstoff in der Raumwärme, E-Fuels als PKW-Treibstoff sind aus ihrer Sicht längst gegessen - weil's viel wichtigere Anwendungsgebiete für diese wertvollen Energieträger gibt. Stattdessen fordert sie, zu tun, was schon jetzt gut und erprobt ist: Engagiert auf den Ausbau erneuerbarer setzen und PV und Windkraft forcieren. Letztere auch in Vorarlberg - nicht exzessiv, aber die paar sinnvollen Standorte sollten schon erschlossen werden.
5. Auch ein heterogener Bestand ermöglicht eine zentrale Versorgung mit Wärmepumpen
Das zeigt Harald Koch anhand eines Beispiels aus St. Gallen, wo mit zwei großen Wärmepumpen ein Gebäudemix aus Kongresszentrum, Geschäftsräumen, Gewerbeflächen und Wohnungen versorgt wird. Die 2 x 700 kW-Anlage spart 330.000 Liter Heizöl im Jahr und rund 950 Tonnen CO2.
6. Wärmepumpen: Geht nicht, gibt's nicht
"Keine Angst vor Wärmepumpen" ist die Devise von Martina Schmitt von der Deutschen Energieagentur DENA bei der Vorstellung des "Leitfaden Wärmepumpen". Die Materialiensammlung ist frei verfügbar, um Stolpersteine in der Planung und Umsetzung von Wärmepumpen in der Sanierung zu vermeiden.
7. Es warten 4 Mio. Tonnen PV-Module
um bis 2050 recycelt zu werden. Das berichtet PV-Recycling-Spezialist Malte Fislake. Das Unternehmen, für das er an immer besseren Verfahren zur Wiederverwertung von ausrangierten PV-Modulen arbeitet, führt aktuell 85 % des Materials dem Recycling zu. Die verbleibenden 15 % (vorwiegend Folien) werden thermisch verwertet. Davor wird an einem eigenen Prüfstand ermittelt, ob die Module noch in ein Re-Use-Schleife gehen können und ein zweites Leben auf einem Dach bekommen.
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