Solarthermie und solare Bauteilaktivierung
Mitglieder der Plattform Partnerbetriebe Traumhaus Althaus, Energieberater sowie Vertreter*innen des Energieinstitut Vorarlberg befassten sich beim 3. Sanierungsforum einerseits mit dem Stand der Solarthermie in Zeiten eines boomenden PV-Marktes, andererseits mit einer spannenden und zukunftsreichen Anwendungsform der Solarthermie - der solaren Bauteilaktivierung mittels Betonspeicher.
Im ersten Teil der Veranstaltung ermöglichte die Firma Doma Solartechnik einen Rundgang durch ihr bereits 1999 CO2-neutral erbautes und im Jahr 2000 mit dem Eurosolarpreis ausgezeichnetes Firmengebäude am Standort Satteins. Geschäftsführer Ernst Bertsch – einer der Solarpioniere Vorarlbergs – gab darüber hinaus Einblicke in den aktuell schwierigen Stand der Solarthermie in Zeiten des PV-Booms.
Der zweite Teil der Veranstaltung führte zum Mitgliedsbetrieb Müller Ofenbau. Der Familienbetrieb besteht seit 1954, im vergangenen Jahr wurde am Standort Ludesch eine neue Fertigungshalle errichtet. Das Besondere daran: sie wird zu 50% mit Biomasse und zu 50% solar über eine Bauteilaktivierung beheizt. Die Teilnehmer*innen konnten sich bei der Besichtigung vom innovativen Energiekonzept überzeugen und erhielten von Gebhard Keckeis (Energiewerkstatt, technische Planung) fachlich fundierte Informationen zur Betonkernaktivierung, ihren theoretischen Potentialen und zu umgesetzten Anwendungsbeispielen.
Auf den Punkt gebracht:
Solarthermie
- Die Solarthermie hat nach wie vor ihre Berechtigung und Anwendungsfälle, in denen sie wesentlich besser eingesetzt ist wie PV. Nicht zu vergessen spart sie direkt Primärenergie ein.
- Die Fläche neu installierter Solaranlagen ist in den letzten Jahren in Vorarlberg stark zurückgegangen (von 15.000 m2 auf 8.000 m2 pro Jahr). Zeitgleich konnte aber ein massiver Preisverfall verzeichnet werden – für den Kunden eigentlich von Vorteil, denn Anlagen werden sukzessive günstiger.
- Um die Ziele der Energieautonomie 2050 erreichen zu können bedarf es Gegenmaßnahmen um auf dem Zielpfad zu bleiben und das Niveau auf die ursprünglichen und notwendigen Zuwächse von 15.000 m2 zu bringen.
- Konkret ist dies nur mit einem geänderten Fördermodell möglich – aktuell wird die Solarthermie gegenüber Photovoltaikanlagen energetisch schlechter gestellt.
- Auch beim Kunden muss weiterhin verstärkt Aufklärungsarbeit geleistet werden. Unter anderem kann eine bessere Visualisierung der Leistungen von solarthermischen Anlagen das Verständnis für die Vorteile erhöhen.
Betonkernaktivierung
- Ein messtechnischer Versuchsaufbau mit 3 Betonwürfeln, durchgeführt und ausgewertet von Gebhard Keckeis, GF der Energiewerkstatt, zeigt die Potentiale der Bauteilaktivierung exemplarisch auf:
(Fotorechte Gebhard Keckeis)
VERSUCHSAUFBAU |
VERSUCHSDURCHFÜHRUNG |
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=> Anstieg der Temperatur im Würfel um 20 C° |
- Die Betonkernaktivierung mittels Solarthermie birgt auch in der Praxis große Potentiale, wie umgesetzte und messtechnisch begleitete Gebäudebeispiele beweisen.
- Das innovative Energiekonzept der neuen Fertigungshalle von Müller Ofenbau, welches Solarthermie mit Bauteilaktivierung und eine Biomasseheizung kombiniert, zeigt nach einem Jahr Betrieb, dass das System bestens funktioniert und für angenehme Arbeitsbedingungen sorgt. Die Kollektorerträge bei der Bauteilaktivierung sind im Übrigen wesentlich besser wie bei der Warmwassernutzung.
- Damit die Betonkernaktivierung verständlich wird und breiter zur Anwendung kommt, muss sie – wie auch die Solarthermie – verständlich kommuniziert werden. Funktionierende Praxisbeispiele gibt es mittlerweile genügend. Das bmvit hat gerade einen Planungsleitfaden zum Thema herausgegeben (siehe Download rechts).
Fazit:
Die klassische Solarthermie wie auch die innovative Betonkernaktivierung sind Anwendungen, die uns auf dem Weg zur Energieautonomie 2050 weiterbringen können. Es bedarf jedoch vielfacher Unterstützung – einerseits im Hinblick auf die Förderpolitik, aber auch im Hinblick auf die Bewusstseinsbildung bei Kund*innen und Entscheidungsträger*innen im Baubereich.
Stimmen:
"Auch wenn die Photovoltaik boomt, darf man thermische Solaranlagen nicht außen vor lassen. Sie haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und sparen direkt Primärenergie ein." Ernst Bertsch (GF DOMA Solartechnik)
"Das Gebäude- und Energiekonzept unserer neuen Fertigungshalle ist das Ergebnis aus unseren Erfahrungen der letzten 20 Jahre. Mit Gebhard Keckeis haben wir gemeinsam ein tolles Gebäude entwickelt, auf das wir stolz sind. "
Harald Müller (GF Müller Ofenbau)
"Der Austausch mit Herstellern und Praktikern war für uns Energieberater wieder einmal extrem wertvoll." Brunhilde Österle (Energieberaterin)
Diese Veranstaltung wird im Zuge von GreenSan durchgeführt. GreenSan ist ein Projekt von Energieinstitut Vorarlberg, Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!), Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), Energieagentur Ravensburg, Energieagentur St. Gallen und der baubook gmbh. Es wird gefördert von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und der Energieautonomie Vorarlberg.