Wohnungsreserven aktivieren, Qualitäten im Umfeld erhalten
Über 30 Prozent der als Bauland gewidmeten Flächen sind noch nicht bebaut. Über 70 % der in Vorarlberg vorhandenen Wohnungen sind Einfamilienhäuser. Ein Großteil dieser Einfamilienhäuser werden nur von ein bis zwei Personen bewohnt und haben zudem einen nicht der Zeit entsprechenden energetischen Standard. Im e5-Themenforum „Wohnungsreserven aktivieren – Qualitäten im Umfeld erhalten“ wurden Beispiele präsentiert, die Lösungen für diese Thematik bieten können. In Zeiten steigender Grundstückspreise erscheint es naheliegend bereits gewidmete Baulandreserven sinnvoll zu nutzen.
Möglichkeiten Wohnungsreserven zu aktivieren und die Qualität im Umfeld zu erhalten
Innenverdichtung Mäder Egeten – Im Waul
Einen Lösungsansatz zeigten Herbert Bork, von Stadtland und Rainer Siegele, Bürgermeister von Mäder. Durch gezielte Grundstückskäufe seitens der Gemeinde Mäder entstand eine große zusammenhängende Fläche, die es nun zu entwickeln galt. Kriterium sollte hierbei sein, die Bevölkerung, insbesondere die Nachbarn, in den Entwicklungsprozess mit einzubeziehen. Einem Bürgerinnengremium und den Gemeindevertretern wurden die von Architekten, Verkehrs- und Raumplanern in Workshops erarbeiteten Ergebnisse regelmäßig präsentiert. Herbert Bork von stadtland leitete diese Workshops und Feedbackrunden. Rückmeldungen flossen gleich wieder in den nächsten Workshop mit ein. Inhaltlich bietet der in den Workshops entstandene Masterplan zur Gebietsentwicklung Raum für verdichtetes Bauen durch Baugruppen sowie durch private und gemeinnützige Bauträger. Wesentlich waren auch gemeinsame Begegnungsflächen - indoor und outdoor - sowie die Errichtung einer Tiefgarage für das gesamte Gebiet mit dem Anspruch einer autofreien Zone im neu entwickelten Wohngebiet. Bürgermeister Rainer Siegele ist es aber auch wichtig, dass die Neubauten sich gut in das derzeitige Einfamilienhausgebiet einfügen.
Forschungsprojekt BONSEI – Bestandsaktivierung im Gebiet Feldkirch Gisingen
Christina Schneider, Mitarbeiterin des Energieinstitut Vorarlberg, zeigte aus dem aktuell laufenden Forschungsprojekt BONSEI, wie man mit einem Brief des Feldkircher Bürgermeisters, Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern dazu anregt über die Zukunft ihrer Immobilie nachzudenken. Aus klimarelevanten Gesichtspunkten empfiehlt sich selbstverständlich eine Nachverdichtung kombiniert mit einer thermischen Sanierung. Wichtig war es also, jene Bürger anzuschreiben, deren Häuser älter als 30 Jahre sind und welche aus energetischen Gründen sowieso einer bald nahenden Sanierung unterliegen würden. Etwa 10 Prozent der angeschriebenen Haushalte haben sich gemeldet um eine kostenlose Beratung zu erhalten. Ziel des Projektes soll es sein, den Bestand optimal zu nutzen, sowie eventuelle Möglichkeiten der Nachverdichtung und Sanierung aufzuzeigen. Manche Maßnahmen aus den Beratungen können hier durchaus erst in späteren Ausbauphasen stattfinden, jedoch ist es oft sinnvoll, die Weichen hierfür bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu stellen.
Strategien zur sanften Verdichtung von Einfamilienhausquartieren in der Westschweiz
Einen ähnlichen Ansatz zeigte auch Mariette Beyeler aus ihrem Projekt MetamorpHouse. Das Potential für zusätzlichen Wohnraum in bestehenden Einfamilienhäusern ist groß. Mariette Beyeler meinte sinngemäß, wird jedes zehnte untergenutze Wohnhaus in der Schweiz umgebaut, um eine Wohnung für vier Personen zu schaffen, würden fast 100 000 Einheiten mit Platz für 400 000 Personen entstehen.
Im Projekt MetamorHOUSE wurde Besitzern von Einfamilienhäusern im Projektgebiet durch öffentliche Veranstaltungen der Gemeinden gezeigt, welche Möglichkeiten es für die Weiternutzung von Immobilien gibt, besonders im Hinblick auf die Erhöhung der Bewohnerzahl durch die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Angeregt durch diese Veranstaltungen konnten Interessierte sich für eine Beratung anmelden. Miteinander erarbeitete man Möglichkeiten von Wohnungsteilungen, Aufstockungen und Anbauten. Selbstverständlich mussten diese Ideen anschließend von Architekten im Detail geplant werden. Wesentlich für die Errichtung von zusätzlichem Wohnraum im Bestand war hier immer wieder die Schaffung getrennt nutzbarer Außenräume sowie separater Zugangsmöglichkeiten.
Der Ansatz ist der gleiche- sei es durch verdichteten Neubau oder durch die Verringerung von Mindernutzungen von Immobilien – Grundstücke sollten so sinnvoll genutzt werden, damit der Erhalt von Grünflächen außerhalb der Siedlungsränder gewährleistet bleibt. Wenn wir es dazu noch schaffen, unsere Bestände thermisch zu sanieren und so zu nutzen, dass mehr Menschen diese Fläche nutzen können, sind wir den Klimazielen wieder ein Stück näher.