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Individuell, transparent und fair: betriebliches Mobilitätsmanagement bei illwerke vkw

Die illwerke vkw ist Mitglied der ersten Stunde in unserem Netzwerk Wirtschaft mobil. Seit heuer wird die nachhaltige Anreise Mitarbeiter*innen mit einem Mobilitätsbudget unterstützt. Über den Einsatz der aktuell 369 Euro entscheidet jede*r selbst. Wie das geht, erzählt illwerke vkw-Mobilitätsbeauftragte Nicole Rebhandl.

illwerke vkw
Nicole Rebhandl hat mit ihrem Team ein Mobilitätsbudget bei der illwerke vkw eingeführt.

Die Elektrifizierung des Fuhrparks, klimafreundliche Dienstreisen und die nachhaltige Anreise der rund 1.500 Mitarbeiter* innen zum Arbeitsplatz spielen für die illwerke vkw auf dem Weg zur Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. So wurden illwerke vkw-Mitarbeiter*innen auf ihren Arbeitswegen bereits in der Vergangenheit mit Jobtickets und Jobrädern unterstützt.

Fast 400 Räder wurden seit 2020 vorfinanziert. Lehrlinge erhalten E-Scooter für die letzte Meile und eine Fahrgemeinschafts- App steht kurz vor der Umsetzung. Im Februar 2024 haben die illwerke vkw nun ein Mobilitätsbudget eingeführt. Was die Verantwortlichen dazu bewogen hat und worin sie die Vorteile sehen, erklärt Mobilitätsbeauftragte Nicole Rebhandl.

max50: Warum ein Mobilitätsbudget?

Nicole Rebhandl: Bei illwerke vkw möchten wir die gesunde und klimafreundliche Anreise zur Arbeit attraktivieren und gleichzeitig den Individualverkehr mit dem Auto reduzieren. Dabei setzen wir konsequent auf Belohnung. Mit dem Mobilitätsbudget haben wir ein transparentes und faires System umgesetzt, das gleichzeitig Flexibilität ermöglicht. Unsere Mitarbeitenden entscheiden individuell, wofür sie ihr Mobilitätsbudget ausgeben möchten.

Wofür kann man sein Budget einsetzen?

Mit dem Mobilitätsbudget kann das Klimaticket VMOBIL oder Klimaticket Österreich steuerfrei erworben werden. Das Mobilitätsbudget kann aber auch für das tägliche Parken am Arbeitsort verwendet werden – unsere Parkflächen sind seit Einführung des Mobilitätsbudgets bewirtschaftet. In Kürze wird das Budget auch für ein Mittagessen in der Kantine einsetzbar sein. Natürlich möchten wir in erster Linie zur umweltfreundlichen Anreise motivieren. Deshalb kann das Mobilitätsbudget noch weiter erhöht werden. Für eine Anreise zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus, Bahn oder in Fahrgemeinschaften vergeben wir zusätzlich „Mobilitätspunkte“. Für jeden Kilometer des Weges vom Wohnort zum Arbeitsort erhält der Mitarbeitende 10 Cent. Am Ende des Jahres besteht die Möglichkeit das Guthaben zu spenden, wieder in die klimafreundliche Anreise zu investieren oder sich auszahlen zu lassen. 

"Mit dem Mobilitätsbudget haben wir ein transparentes und faires System umgesetzt, indem unsere Mitarbeitenden individuell entscheiden können, wofür sie ihr Mobilitätsbudget ausgeben möchten."
Nicole Rebhandl, Mobilitätsbeauftragte bei illwerke vkw

Und wer bekommt das Mobilitätsbudget?

Das Mobilitätsbudget erhalten alle Mitarbeitenden, die mehr als einen Kilometer vom Arbeitsort entfernt wohnen. Wer näher wohnt, erhält einen Zuschuss zum Klimaticket, das dann in der Freizeit genutzt werden kann. Zudem erhalten diese Mitarbeitenden 20 freie Parktage, um für Sondertermine flexibel zu bleiben. Gänzlich ausgenommen vom Mobilitätsbudget sind lediglich jene, die den Werksverkehr nutzen oder über ein Firmenfahrzeug verfügen sowie unsere Lehrlinge, die von der Lehrlingsfreifahrt profitieren.

Nicht alle können umweltfreundlich anreisen…

Das stimmt. Wir haben daher im Vorfeld geprüft, wo eine umweltfreundliche Anreise zumutbar ist und wo nicht. 35 Minuten Anreise mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder eine Distanz von Wohnort zu Dienstort von unter 8 km gelten bei uns als zumutbar. Wir haben aber auch Mitarbeitende mit längeren Wegen oder gar keiner öffentlichen Verbindung. Sie parken gratis. Es war uns ein Anliegen, niemanden schlechter zu stellen.

Belohnen Sie auch die Anreise mit einem E-Auto?

Darüber haben wir intensiv diskutiert. Für uns ist E-Mobilität die zweitbeste Alternative, denn wir möchten vor allem auch das Verkehrsaufkommen verringern. Wer mit dem E-Auto kommt, erhält jedoch 20 freie Parktage pro Jahr, um den Umweltaspekt zu honorieren.

"Individuell, transparent und fair: Es war uns ein Anliegen, niemanden schlechter zu stellen."
Nicole Rebhandl

Wie wird der Anreiseweg erfasst?

Man erfasst die Anreise übers Handy oder am PC. Dafür haben wir eigens eine SAP-Oberfläche programmiert. Es wird einmalig der Wohnort hinterlegt und eine Standardanreise eingegeben. Danach wird nur noch gebucht, wenn eine andere Anreiseform gewählt wurde. Über das Anreisekonto gibt es einen Überblick über die tägliche Anreise und auch darüber, wie viele Mobilitätspunkte und damit zusätzliche Euro gesammelt werden konnten. Ähnlich wie die Zeiterfassung erfolgen die Buchungen auf Vertrauensbasis. Wir prüfen jedoch stichprobenartig, wie plausibel die Buchungen sind und sprechen die Mitarbeitenden dann auch direkt darauf an.

Worauf sollte man achten, wenn man Ähnliches plant?

Der Aufwand für die Einführung des Mobilitätsbudgets ist nicht zu unterschätzen. Wir hatte eine Vorlaufzeit von zwei Jahren. Insbesondere die Programmierung der mitarbeiterfreundlichen Buchungsoberfläche nahm viel Zeit in Anspruch. Auch für die Information der Mitarbeitenden haben wir uns ausreichend Zeit genommen. Besonders bewährt haben sich Online-Infoveranstaltungen in den ersten zwei Wochen der Einführung.

Gibt es ein erstes Fazit?

Die vielen positiven Rückmeldungen der Mitarbeitenden zeigen uns, dass wir den richtigen Weg gewählt haben. Durch die Erfassung der Anreisewege erhalten wir auch erstmals detaillierte Informationen zum Anreiseverhalten unserer Belegschaft. Die Programmierung diverser Auswertungen ist aktuell in Arbeit und kann uns künftig monatlich interessante Daten liefern, wodurch weitere Maßnahmen abgeleitet werden können.

Das Mobilitätsbudget ist eine besonders wirksame Maßnahme, wenn es darum geht, die Mobilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund  und umweltfreundlich zu gestalten. Details und weitere Ideen finden Sie hier.

Dieser Beitrag ist im Juni 2024 in der 75. Ausgabe unserer Institutszeitschrift max50 erschienen. Sie können max50 online durchblättern und herunterladen, und wenn Sie mögen kostenlos abonnieren.