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Die KLAR! plan b-Gemeinden präsentieren das Klimamodell für Bregenz und die Hofsteigregion

Das Klima in Vorarlberg ändert sich spürbar. Sich daran anzupassen ist eine wesentliche Herausforderung für Gemeinden. Zur konkreten Maßnahmenplanung hat die Stadt Bregenz gemeinsam mit der Hofsteigregion (KLAR! Plan b-Gemeinden) eine Modellierung von Temperaturentwicklung und Starkniederschlägen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen vor und sind Grundlage für weitere Maßnahmen.

plan b Gemeinden
Bei der Pressekonferenz Anfang September präsentierten die Stadt Bregenz und die Hofsteigregion die Ergebnisse der Stadtklimamodellierung sowie weitere Strategien zur Anpassung an den Klimawandel.

Das Jahr 2023 war in Österreich das wärmste Jahr der Messgeschichte und zugleich von ungewöhnlich vielen und heftigen Niederschlägen geprägt. Vom Klimawandel verstärkte Extremwetterereignisse verursachen nicht nur regelmäßig hohe ökonomische Schäden, sie gefährden auch die Bevölkerung. Die plan b-Gemeinden, Bregenz, Hard, Kennelbach, Lauterach, Lustenau, Schwarzach und Wolfurt setzen sich daher seit 2020 intensiv mit den Folgen des Klimawandels auseinander und entwickeln gemeinsam Lösungen für die Region, um sich an die Veränderungen anzupassen und das Risiko von Schadensereignissen zu minimieren.

Im Rahmen des KLAR! Programm sind aktuell 91 österreichische Regionen dabei, Schäden durch Klimafolgen zu vermindern und sich ergebende Chance zu nutzen.  Aus Vorarlberg sind neben der plan b-Region auch die Regionen Vorderwald-Egg, Walgau, Großes Walsertal, Vorderland und die KLAR! am Rhein beteiligt. Die  Klimawandel- Anpassungs-modellregionen (KLAR!) werden vom Österreichischen Klima- und Energiefonds gefördert und in Vorarlberg vom  Energieinstitut Vorarlberg koordiniert und begleitet. 

Mit Projektleitung der Landeshauptstadt Bregenz beauftragten die KLAR! plan b Gemeinden Bregenz, Kennelbach, Lauterach, Schwarzach und Wolfurt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (heute GeoSphere Austria) eine detaillierte Klima-Analyse für die Region durchzuführen.

Ziel der Modellierungen war es, zu erfahren, wie sich die Temperaturen und die Starkniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts entwickeln werden. Die Ergebnisse dieser Analyse sind wichtig, um für künftige Planungen vor allem die Hitzeentwicklung („Hitzeinseln“) sichtbar zu machen und die Intensität und räumliche Verteilung der Starkniederschläge zu kennen. Damit können die richtigen Schritte im Sinne einer klimawandelangepassten Stadt- und Gemeindeentwicklung gesetzt werden. 

Ich freue mich sehr über den geschlossenen politischen Rückhalt, den das KLAR! Programm in der Region erhält. Wir werden auch in der kommenden KLAR! Phase gemeinsam daran arbeiten die Region an den Klimawandel anzupassen. Wichtige Projekte sind hier sicherlich ein gesundes Ried und die Renaturierung von Gewässern, aber auch bauliche Maßnahmen werden wir weiterhin unterstützen. 
Julie Buschbaum, Energieinstitut Vorarlberg, Managerin KLAR! plan b

Stadtklimamodellierung: Prognose der Temperaturentwicklung bis zum Ende des Jahrhunderts

Das Stadtklimamodell betrachtet die Temperaturentwicklung der letzten vier Jahrzehnte und macht Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts. Dabei wird bei der künftigen Entwicklung ein „weiter-wie-bisher“ Szenario mit kontinuierlichem Anstieg der Emissionen bis 2100 und ein Szenario mit moderatem Klimaschutz betrachtet, bei dem die Treibhausgasemissionen bis 2040 ihren Höhepunkt erreichen und anschließend abnehmen.

Die Anzahl an jährlichen Sommertage (> 25 °C) kann sich je nach Szenario bis Ende des Jahrhunderts mit mehr als 130 Tagen im Vergleich zu heute verdoppeln. Noch gravierender ist der Anstieg bei den Hitzetagen, also den Tagen mit über 30 °C. Diese werden sich voraussichtlich mit bis zu 75 Tagen (also mehr als 2 Monaten) mehr als verdreifachen. Dadurch kühlt es in den meist wenig begrünten Stadt- und Ortszentren auch in den Nächten oft nicht unter 20 °C (Tropennacht) ab. Diese hohen Temperaturen sind besonders belastend für den menschlichen Organismus, vor allem für (Klein)Kinder und Alte bzw. kranke Personen.

Folgende Grafiken zeigen die Anzahl der Hitzetage von 1975 - 2005:

Folgende Grafiken zeigen die voraussichtliche Anzahl der Hitzetage 2055 und 2085 im Vergleich zweier Szenarien (moderater Klimaschutz und business as usual, also weiter wie bisher):

Entwicklung der Starkniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts

Starkniederschläge lassen sich räumlich nicht so fein prognostizieren und abgrenzen wie Temperaturen. Daher wurde für die Niederschlagsentwicklung ganz Vorarlberg betrachtet. Dabei konnte festgestellt werden, dass kurzzeitige intensive Niederschläge (Gewitter) im ganzen Land mit ähnlicher Intensität auftreten können. Bei längeren Dauerstufen (von einer Stunde bis zu 5 Tagen) ist im Norden Vorarlbergs auf Grund folgender Effekte mit höheren Niederschlagsmengen zu rechnen als im südlichen Landesteil

  • Anströmung am häufigsten aus Nord bis West erfolgt
  • Feuchte Luftmassen regnen beim ersten Hindernis am meisten ab
  • durch den Bodensee-Effekt (Lake Effect), der an mehreren Tagen im Jahr die lokalen Niederschlagsmengen zusätzlich erhöht.

Beim Szenario mit moderatem Klimaschutz, werden sich die Extremwerte im Tagesniederschlag bis Mitte des Jahrhunderts um etwa 10 % erhöhen und dann stabilisieren. Beim „weiter-wie-bisher“ Szenario wird eine Zunahme der höchsten Tagesniederschlagsmengen von rund 20 % erwartet. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die statistische Unsicherheit bei der Entwicklung der Extremwerte sehr hoch ist, wodurch die Intensität der Niederschläge lokal auch deutlich höher ausfallen können.

Wir sind stolz auf das was die KLAR! plan b in den letzten vier Jahren erreicht hat, können und wollen uns darauf aber nicht ausruhen. Die Stadtklimaanalyse ist ein weiteres Puzzleteil, das uns hilft die Region bestmöglich anzupassen und die Bevölkerung zu schützen.
Thomas Schierle, Bürgermeister Schwarzach

Strategien zur Anpassung

Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass

  • der Klimawandel bereits in vollem Gange ist,
  • sich das Klima bis Mitte des Jahrhunderts weiter verändern wird, 
  • es noch nicht zu spät für effektiven Klimaschutz ist, vielmehr,
  • die Klimaschutzbemühungen verstärkt werden müssen, um die Zunahme der Temperatur- und Niederschlagsextreme auf einem bewältigbarem Niveau zu halten. 
  • wir uns an die Änderung des Klimas und an die dadurch ausgelösten Extremereignisse anpassen müssen

Daher setzten die Gemeinden der KLAR! plan b im Klimawandel seit mehreren Jahren neben ihren Klimaschutzprogrammen auch Maßnahmen zur Klimawandelanpassung um. So wurden beispielsweise weit mehr als 1.000 Bäume in der Region gepflanzt, Flächen entsiegelt, Konzepte für klimafittes Grün im öffentlichen und privaten Bereich erarbeitet und Schulmaterial entwickelt. Die Ergebnisse der Klimaanalyse fließen in weitere Klimawandel-anpassungsmaßnahmen ein, beispielsweise sollen diese Eingang in die Raumplanungsinstrumente der Gemeinden finden. Mehr Details darüber finden Sie hier.

Die Ergebnisse der Klimaanalysen, die die GeoSphere Austria für uns durchgeführt hat zeigen, wie wichtig das im Juli beschlossene Ziel zum Erreichen der gesamtstädtischen Klimaneutralität bis 2040 ist. Wir sind froh, dass wir notwendige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Rahmen der KLAR! plan b gemeinsam entwickeln und zur Umsetzung bringen.
Michael Ritsch, Bürgermeister Bregenz

KLAR!- und KEM-Regionen

In Österreich gibt es zwei attraktive Förderprogramme für Gemeinden, um Klimaschutz und Klimawandelanpassung durch regionale Kooperationen mitzugestalten und umzusetzen: die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) und die Klimawandelanpassungs-Modellregionen (KLAR!) des Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung. Der Fachbereich Gemeinden und Regionen im Energieinstitut Vorarlberg ist erste Anlaufstelle für alle Gemeinden in Vorarlberg, die eine KEM- oder KLAR!-Region werden wollen sowie wichtige Servicestelle für bereits bestehende Regionen. Mehr Informationen erhalten Sie hier.