Beratung. Förderung. Stärkung.

Das Kraftwerk am Dorfplatz

Energiewirt Andreas Scherer versorgt sein halbes Dorf mit Ökostrom. 100 Haushalte profitieren vom Strom aus seinem Blockheizkraftwerk in Beschling, 30 Gebäude werden zudem beheizt. Im Rahmen von „Live im Betrieb“ überzeugten sich rund 40 Interessierte vom Unternehmergeist des Beschlingers.

Der große Bauernhof im Ortskern von Beschling ist das Heimathaus von Andreas Scherer. „Ich wollte mir keine Kühe in den Stall stellen, das haben genug andere“, so der 43-Jährige. Er wollte etwas Neues machen. Sein Pioniergeist und seine Leidenschaft für Technik bewogen ihn, ein Holzgas-Blockheizkraftwerk in seinem Hof am Dorfplatz zu installieren.

Andreas Scherer (2.v.re) teilt im Hof seines Heimathauses mit den Teilnehmenden seine Erfahrungen mit dem BHKW (Foto: Caroline Begle)

Heizen und gleichzeitig Ökostrom erzeugen

Ein Blockheizkraftwerk – kurz BHKW – ist eine innovative Heizung, die gleichzeitig Ökostrom erzeugt. Das heisst, dass man damit Geld verdienen kann. „Ich mache es aber nicht wegen des Geldes“, erklärt Andreas Scherer, der den Forstbetrieb der Stadt Dornbirn leitet. „Für mich ist es ein Hobby, vor allem die technische Seite hat mich gereizt.“

Die Hackschnitzelanlage, die bei Andreas Scherer im Einsatz ist, stammt von LiPRO Energy, einem innovativen Unternehmen aus Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Holzvergaser-Anlage mit einem mehrstufigen Vergasungsverfahren. Die Leistung des Geräts beträgt 55 Kilowatt Strom und 90 kW Wärme. In den jährlichen 8.000 Betriebsstunden, werden somit gut 400.000 Kilowattstunden Ökostrom erzeugt. Der Strom kann zu einem besonders geförderten Ökostrom-Tarif von über 21 cent pro kWh verkauft werden.

Heizöl durch Fernwärme ersetzen

Weiters werden im Winter über eine Fernwärmeleitung noch 30 Haushalte bzw. Betriebe beheizt sowie im Sommer Heu und die eigenen Hackschnitzel für das kommende Jahr getrocknet und in einer Lagerhalle eingelagert. Denn je trockener der Brennstoff ist, umso besser läuft das Werk.

Die verkaufte Wärme ersetzt übrigens über 50.000 Liter Heizöl bei den angeschlossenen Bürger*innen!

Dabei erfolgt die Wärmeabrechnung für die Kunden ganz einfach: Wie beim herkömmlichen Stromzähler bezahlt man einfach die gemessene Energie, die vom Wärmezähler ermittelt wird.

Nahwärmenetze sind für den Winter - also fürs Heizen - ausgelegt. Im Sommer müssen sie sehr viel weniger Energie liefern, da die Kunden nur Wärme fürs Warmwasser brauchen.

Andreas Scherer hat die ideale Lösung gefunden: „Im Sommer kann ich mit dem BHKW das Warmwasser für meine Kunden erzeugen und die Hackschnitzel aus meinem Wald trocknen“, erklärt er. Somit läuft das BHKW durchgehend das ganze Jahr und die Energie des Holzes wird bestens genutzt.

Inspiration für die Teilnehmenden

Die Teilnehmenden von „Live im Betrieb“ konnte Andreas Scherer überzeugen und inspirieren. „Wir sind von einer Nachbargemeinde und auf der Suche nach neuen, guten Lösungen“, so ein Besucher. „Wenn es schon was in der Region gibt, schaut man sich gerne an, ob das für uns passen könnte.“

Andreas Scherers Pioniergeist ist noch lange nicht ausgeschöpft. „Interessant wäre beispielsweise noch eine Warmwasserfischzucht mit der Abwärme“, erklärt er schmunzelnd. „Das, was nicht ganz so ‚normal’ ist, finde ich spannend.“

Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit e5-Vorort organisiert.