Wir leben nachhaltige Energiekonzepte
Unterschiedlichste Konzepte im Bereich der Wärmegewinnung und -speicherung ermöglichen es, dem Ziel der Energieautonomie 2050 einen Schritt näher zu kommen. Dabei reicht die Palette von der bewährten Solarthermie und der Kachelofen-Ganzhausheizungen bis hin zu innovativen Ansätzen wie der Betonkernaktivierung. Dabei wird - einfach gesprochen - die träge Speichermasse des Betons verwendet, um durch Solarthermie gewonnene Wärme aus dem Sommer im Winter zu nutzen.
Susanna Ajkovic, Leiterin der Plattform Traumhaus Althaus, hat mit Harald Müller, Inhaber unseres Partnerbetriebes Müller Ofenbau in Ludesch, über dieses Thema und seinen Zugang dazu gesprochen.
Kachelöfen sind Teil unserer Wohnkultur und haben gerade im Alpenraum eine große Tradition. Auch ihr seid ein sehr traditionsreiches Familienunternehmen. Wie hat denn bei euch alles begonnen?
H. Müller: Ja das kann man so sagen: Unser Unternehmen gibt es nun bereits seit zwei Generationen. Unser Vater Josef Müller hat die Firma im Jahr 1954 nach der großen Lawinenkatastrophe im Großen Walsertal gegründet. Somit sind wir bereits über 60 Jahre als Hafnermeister aktiv. Für uns – meinen Bruder Bertram und mich – war es eigentlich immer klar, dass wir das Unternehmen weiterführen werden.
Waren die Zeiten denn immer rosig oder gab es auch schwierige Phasen für die Branche?
H. Müller: In den 1950er und 1960er Jahren – also in den Anfangsjahren unseres Unternehmens – war der Hafner ein sehr gefragter Mann. Er sorgte dafür, dass in den Häusern gekocht, gebacken und geheizt werden konnte. Mitte der 1960er Jahre, mit dem Aufkommen der Ölheizungen, wurde es dann zunehmend schwieriger. Stellen Sie sich vor, 1969 hat unser Vater nur vier Öfen gebaut. Sehr viele Hafnerbetriebe sind in dieser Zeit auch in die Fliesenlegerbranche gewechselt. Doch das änderte sich zum Glück recht bald. Mit dem ersten Öl-Schock im Jahr 1973 verloren Ölheizungen zunehmend an Attraktivität und Ende der 1970er Jahre kam es zu einem richtigen „Ofenboom“. Im darauffolgenden Jahrzehnt war die Nachfrage dann sogar so groß, dass leider auch die Qualität darunter gelitten hat. Viele Öfen, die damals gebaut wurden, waren gelinde gesagt unbrauchbar.
Das klingt nach einem ziemlichen Auf und Ab. Wie seid ihr konkret damit umgegangen?
H. Müller: Für uns war ganz klar, dass wir, wenn wir das Unternehmen erfolgreich weiterführen wollen, einen Fokus auf Qualität legen müssen. Und natürlich wollten wir etwas schaffen, das es bislang noch nicht gab.
An dieser Stelle kommt – soweit uns bekannt ist –Martin Rauch ins Spiel. Was genau hat es denn mit dieser Kooperation auf sich?
H. Müller: In unseren Überlegungen spielte Nachhaltigkeit immer eine große Rolle. Somit lag es auf der Hand, dass wir uns als Hafner natürlich auch mit dem Ofenbau-Rohstoff schlechthin – dem Lehm – auseinandersetzen. Wir haben mit Rauch Martin schon seit über 30 Jahre einen sehr intensiven beruflichen Kontakt und 1999 ist gemeinsam mit ihm die Lehmo-Serie, das sind Kachelöfen aus gestampftem Lehm, entstanden. Er ist für die gestampften Hüllen zuständig und wir für den Innenausbau. Ein richtiger Hafner kann ohne Lehm praktisch nur sehr wenig machen und durch Martin Rauch wurde aus Lehm der Lehmo.
Dass euch das Thema nachhaltige Lösungen am Herzen liegt, sieht man besonders gut bei eurer neuen Werkstatt hier am Standort Ludesch. Auf was habt ihr beim Neubau besonderen Wert gelegt?
H. Müller: Nun ja als Hafner hat uns natürlich das Thema Wärmegewinnung und –speicherung ganz besonders interessiert und wir haben uns intensiv mit verschiedenen Konzepten und Ideen auseinander gesetzt. So wird unsere neue Fertigungshalle zu 50% mit Biomasse und zu 50% solar über eine Bauteilaktivierung mittels Betonkern beheizt. Gemeinsam mit den Architekten Martin Mackowitz und Nik Skorpi sowie Gebhard Keckeis haben wir dieses innovative Energiekonzept umgesetzt. Diese Halle ist sozusagen das Ergebnis aus den Überlegungen und Erfahrungen der letzten 20 Jahre, und wir sind absolut zufrieden damit und begeistert vom Potential der Bauteilaktivierung.
Das klingt wirklich sehr spannend. Noch eine abschließende Frage: Ihr setzt euch ja sehr beherzt für die Kachelofen-Ganzhausheizung ein - wie sieht es da in Zeiten des Passivhauses mit extrem niedrigem Energieverbrauch aus. Lässt sich das vereinbaren?
H. Müller: Auf jeden Fall lässt sich dies vereinbaren. Speicherofen und Passivhaus passen sogar sehr gut zusammen. Je besser das Haus gebaut ist, desto schwerer muss auch der Ofen sein. Gerne hier ein anschauliches Beispiel: Wenn ich einen 4 kW-Ofen baue, dann heißt das, dass ich 15 kg Holz auf einmal in den Ofen reinlegen und anzünden muss. Dieser Ofen produziert dann zwölf Stunden lang 4 kW. Wenn ich den Ofen aber schwerer baue, dann hält er die Wärme 24 Stunden und so wird aus dem 4-kW Ofen ein 2-kW Ofen. Es ist aber auch möglich, nur die halbe Menge Holz (7,5kg) aufzulegen, dann hat der 24-Stunden Ofen nur 1 kW. Der kleinste Ofen den der Hafner bauen kann, hat dann 0,4 KW auf 24 Stunden. Das bedeutet Strahlungswärme mit Biomasse und hoher regionaler Wertschöpfung sowie eine hohe Lebensdauer. Ein tolles Ergebnis aus meiner Sicht.
Vielen Dank für das Gespräch.
Factbox:
Firma | Müller Ofenbau, Walgaustraße 88, 6713 Ludesch |
Inhaber | Harald und Bertram Müller |
Branche | Hafner |
Stärke |
Antworten geben auf den Wunsch nach Wohlbehagen und Wärme. |
Partnerbetrieb seit | 2008 |
Unterstützt durch Mag.a Julia Weger, WEGWEISER - Büro für gute Ideen, Schwarzenberg