Beratung. Förderung. Stärkung.

Bauen mit Verantwortung

Seit 50 Jahren ist das Unternehmen Müller Bau GmbH & Co KG sowie dessen Tochterfirma Müller Wohnbau GmbH ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit am Bau. Menschen und Umwelt stehen dabei im Mittelpunkt.

Wir haben mit Firmeninhaber Gerhard Müller, der heuer auch seinen 50er feiert, darüber gesprochen, warum ihm Nachhaltigkeit so wichtig ist, wie sich diese im Baugewerbe umsetzen lässt und welche Visionen er für die Zukunft seiner Firma Müller Bau hat.

Wenn man sich eure 50-jährige Unternehmensgeschichte anschaut, stößt man immer wieder auf die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit. Beides ist in eurer Branche nicht selbstverständlich. Was bewegt euch bzw. dich dazu, dich dennoch damit zu befassen?
Das Thema wurde mir schon in die Wiege gelegt. Als mein Vater vor 50 Jahren das Unternehmen gründete, hat er sich bereits damit auseinander gesetzt. Mit den Jahren hat sich unser Verständnis dafür weiter entwickelt und uns wurde immer mehr bewusst, welchen Einfluss „wir vom Bau“ eigentlich auf die Lebensqualität haben. Durch unsere Arbeit verbrauchen wir viele Ressourcen, Land und Energie und wir sind verantwortlich für die Entstehung von einem großen Anteil an CO2-Emissionen und Verkehr. Das ist einer der Hauptgründe, warum uns ökologisches Bauen und gesundes Wohnen so wichtig sind und warum wir mit einer Vielzahl von Maßnahmen auch darüber hinaus aktiv sind.

Wie konkret macht sich dieses Engagement bemerkbar?
Nun ja, beim ökologischen Bauen sind wir durchaus Vorreiter in der Region. 2004 hat Müller Wohnbau die erste ÖKO 2 Wohnanlage mit der damals höchsten Förderungsstufe realisiert. Durch eine damals neuartige Heizung (Wärmepumpe und Solaranlage gekoppelt mit Komfortlüftung mit Erdregister und Wärmerückgewinnung) verringerte sich das CO2-Aufkommen um 12 Mio. m3. Als einziges Vorarlberger Unternehmen bieten wir dies nun seit 13 Jahren als Basispaket für alle Wohnanlagen an. 2009 haben wir dann die erste Passivhauswohnanlage realisiert. Bei den Einfamilienhäusern erfüllen wir seit 2010 die ÖKO 3 Richtlinien des Landes und seit rund vier Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit gemeinschaftlichen Wohnkonzepten für Wohnanlagen.
Auch als Massivbauer gehen wir neue Wege: seit 3 Jahren stellen wir sukzessiv um auf eine monolithische Bauweise. Das heißt, wir bauen mit einem hochdämmenden 50 cm Ziegel und können so auf ein Wärmedämmverbundsystem mit Styropor verzichten. Auch die hochgiftigen Bauschäume werden Schritt für Schritt von unseren Baustellen verbannt.
Was das Unternehmen selbst angeht, erstellen wir seit fünf Jahren eine Gemeinwohlbilanz. 2014 haben wir uns dem Klimaneutralitätsbündnis angeschlossen und unseren CO2-Auststoß kompensiert. Und zudem sind wir seit vielen Jahren ÖKOPROFIT-Betrieb und seit diesem Jahr ÖKOPROFIT plus zertifiziert.

Das alles ist doch recht ungewöhnlich für eine Baufirma, wie wir finden. Auch für dieses Interview sitzen wir im Schatten eines duftenden Holderstrauchs am Vorplatz des Unternehmens. Im Hintergrund gackern 35 Hühner um die Wette. Wie wirkt sich denn all dies auf das Betriebsklima bzw. die Mitarbeiter*innen aus?
In erster Linie gibt’s bei uns immer frische Eier (lacht). Mein Ziel ist es, die Grundprinzipien meines Vaters, bei denen immer schon der Mensch im Mittelpunkt stand, noch weiter auszubauen. Ethisches Handeln und der transparente und gemeinschaftliche Umgang mit den Mitarbeiter*innen ist mir dabei besonders wichtig. Das klingt jetzt vielleicht banal, aber z.B. gutes und gesundes Essen ist da so ein Punkt. Auf der Baustelle ist dies meist nicht so leicht. Seit einiger Zeit gibt es deshalb bei uns eine eigene kleine Betriebsküche, in der für alle Mitarbeiter*innen frisch zubereitetes Essen in Weckgläsern zum Mitnehmen bereitgestellt wird. Vor Ort kann es dann aufgewärmt werden. Und einmal pro Monat kochen und essen wir gemeinsam. Das ist effektiver als jeder Strategieworkshop.
Aktuell haben wir 44 Mitarbeiter*innen und täglich bekommen wir Anfragen. Die Arbeitsbedingungen bei uns sprechen sich wohl mittlerweile herum. Dennoch möchten wir aktuell nicht weiter wachsen – es passt sehr gut so wie es ist.

Welchen Einfluss hat eure Philosophie denn auf eure Kundenbeziehungen?
Die aktuelle Auftragslage ist sehr gut. Wir sind bereits für 2018 ausgebucht. Die Nachfrage ist also definitiv vorhanden obwohl etwas höhere Kosten durch die ökologische Bauweise entstehen. Aber unsere Kunden wissen dass und kommen genau deshalb zu uns. Der Preis spielt da nicht die vordergründige Rolle.

Hat euer Engagement auch Auswirkungen auf eure Zusammenarbeit mit Partner?
Ja ganz klar – wir haben uns entschieden Verantwortung zu übernehmen und das erwarten wir auch von unseren Partnern. Wir haben ein eigenes Handbuch entwickelt, in dem unsere Richtlinien für Partnerunternehmen definiert sind. So verlangen wir etwa, dass keine Bauschäume mehr verwendet werden, die sind für die Gesundheit von Verarbeitern und zukünftigen Bewohnern belastend. Die Umstellung ist für viele im ersten Moment etwas schwierig, aber wer will, schafft es auch. Früher ging es ja auch ohne Schaum, da wurde gespachtelt – und jetzt eben wieder. Bislang haben wir gute Erfahrungen damit gemacht.

Welche Visionen habt ihr nun für die Zukunft? Wie geht es weiter?
Ein ganz großes Thema für mich ist der Umgang mit dem Abfall beim Abbruch von Häusern. Wie können wir es schaffen an die hier verbauten Rohstoffe zu kommen und diese erneut zu nutzen. Mir schwebt dabei eine Art „Zerlegbarkeit“ von Häusern vor. Da ist sicher noch viel Innovation möglich.
Aber natürlich ist auch das gemeinschaftliche Bauen ein großes Zukunftsthema, gerade in Hinblick auf den Bodenverbrauch. Und innerbetrieblich arbeiten wir aktuell an einem neuen Führungsmodell, bei dem unsere Mitarbeiter*innen noch mehr Eigenverantwortung aber auch Freiheiten bekommen können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Factbox:

Firma

Müller Bau GmbH & Co KG und Müller Wohnbau GmbH, Badstraße 23, 6844 Altach

Inhaber

Gerhard Müller

Branche

Baugewerbe, Bauträger

Motto

Wir bauen in höchster Qualität

Partnerbetrieb seit

seit Start der Plattform im Jahr 2000

Unterstützt durch Mag.a Julia Weger, WEGWEISER - Büro für gute Ideen, Schwarzenberg