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Fit für die nächste Generation

Haus des Monats: Das 2-Familienhaus von Beate und Paul sowie Tochter Aurelia mit Christian und ihren drei Kindern ist ein wunderbares Beispiel für eine zukunftsfitte Sanierung: klug aufgeteilt, energetisch und ökologisch top und fit für die nächste Generation. Im folgenden Interview berichtet Energiepionier Paul Hinteregger über das gelungene Sanierungsprojekt der Familie.

Das Gebäude der Familie in Wolfurt wurde 1958-60 errichtet und 1981 erstmals für Paul und Beate erweitert. 2022 erfolgte ein weiterer Zubau. Das Projekt überzeugt nicht nur im Umgang mit Bestand und Boden, sondern auch mit seinem Fokus auf Bauökologie und der Wahl Erneuerbarer Energieträger. 

Paul, ihr habt den Bestandsbau, der in den späten 50ern entstanden ist, zweimal erweitert. Wie hat sich das Ganze denn entwickelt?

Dadurch, dass meine Mutter in diesem Haus gewohnt hat, sind es immer schon 1,5 Wohnungen gewesen. Die älteren Geschwister von Aurelia konnten günstig ein Haus von deren Schwiegereltern erwerben. Und für Aurelia ist nichts mehr übriggeblieben (lacht). Also musste sie sich überlegen, wo sie mit ihrer fünfköpfigen Familie wohnen will. Und nachdem ihre Wohnung zu klein wurde, hat sie sich Gedanken darüber gemacht, was sie zukünftig machen will. Also wurde die Entscheidung getroffen, dass sie auch Anbauen möchten.

Der Garten ist gemeinsam, oder?


Ja, genau. Er wäre zwar durch die Parifizierung getrennt, aber es ist nicht nur der Garten für diese Familie. Das ganze Spielgerät im Garten ist auch für die restlichen Enkel gedacht.

Markus Gmeiner
Blick auf das gesamte Haus.

Was das ökologische Sanieren angeht, seid ihr ja echte Vorbilder. Ihr habt ja wirklich alles gemacht, was man machen kann. Gibt es noch weitere Pläne?


Ich bin Pfadfinder und dieser ökologische Gedanke war durch die Pfandfinderei immer schon in meinem Kopf. Ein Pfadfinderkollege, der als Energieberater arbeitet, hat uns geholfen sukzessive energetische Verbesserungen einzubauen. 1994 wurde die Ölheizung durch eine Stückholzheizung ersetzt. Später wurde der Altbau zusätzlich gedämmt und mit Dreifensterverglasung verbessert. Und heute sind wir noch besser aufgestellt, mit einer Photovoltaik-Anlage, die uns den Strom für die Wärmepumpe liefert.

Markus Gmeiner
Paul Hinteregger vor der 16kWp PV-Anlage auf dem Dach des Zweifamilienhauses in Wolfurt.

Seid ihr schon fertig mit euren Vorhaben oder gibt es noch Verbesserungspotential?


Jetzt wüsste ich nicht, was wir noch besser machen könnten.

Macht sich die Energieeffizienz in eurem Alltag bemerkbar?


Unsere Energiekosten sind extrem gering und sie belaufen sich im Jahr auf etwa 300€. Das ist wirklich sehr wenig. Aber man darf die Investitionskosten natürlich nicht vergessen.

Markus Gmeiner
Mit einer PV- und einer Solaranlage, einer Wärmepumpe sowie einer Stückholzheizung sind die Familien in Sachen Energie krisensicher.

Man kann dich ja als Energiepionier bezeichnen, denn in den 90ern warst du als Solarselbstbauer dabei. Wir haben gehört, dass es eine witzige Geschichte gibt. Ihr habt dem ehemaligen Bürgermeister in einer Nacht- und Nebelaktion eine Solaranlage aufs Dach geschraubt.


Ich habe der Bürgermeisterfrau viele heimliche Besuche abgestattet. Und so haben wir geplant, wie wir ihm zum 50er eine Solaranlage aufs Dach setzen können. An einem Samstagmorgen fingen wir an, das Dach abzudecken. Er dachte, er hat Marder im Haus. Irgendwann kam er dann im Morgenmantel aus der Tür und hat gesehen, was wir machen. An einem Tag war die Anlage dann installiert.

Zurück zu eurem Haus. Ökologisches Bauen war euch ja extrem wichtig. Ihr habt viel recycelt, Altbestand wiederverwendet und auf ökologisch wertvolle Materialien geachtet. Aber weshalb war euch das bei den Zubauten besonders wichtig?


Ein wichtiger Grund war, dass es enkeltauglich wird. Unsere Enkel werden fragen, "Was habt ihr gegen die Erderwärmung gemacht?". Und mein Gewissen beruhigt, dass wir alles gemacht haben, was uns möglich war.

Markus Gmeiner
Paul Hinteregger mit seiner Frau Beate sowie Tochter Aurelia mit Christian und ihren drei Kindern.

Weitere spannende Details zum Projekt von Paul Hinteregger und seiner Familie finden Sie auch in der Sanierungsgalerie. Oder auch im KlimaKarmaVlog.

Factbox

  • Baujahr und Erstbezug: 1958-1960
  • Erste Erweiterung: 1981
  • Bauweise Zubau 2022/23: 6 Meter in Massivholz-Konstruktion
  • Nutzfläche: 2x je ca. 160 m2

Energie:

  • PV Anlage 16kWp / 80m2 mit Energiespeicher 19kWh (September 2022)
  • Erweiterung PV Anlage auf 20kWp / 100m2 mit zusätzlichem Energiespeicher 19kWh (November 2023); Gesamt 38kWh
  • Thermische Solaranlage (11m² Eigenbau) seit 1991 in Betrieb
  • Grundwasser-Wärmepumpe seit 2019
  • Bereits 1993 Wechsel von Öl auf Stückholz

Weitere Infos

  • Niedertemperatur-Heizung
  • alle Räume mit Bodenheizung
  • Im Holzzubau wurden gesamt ca. 45.000 kg CO2 für die nächsten Jahrzehnte gebunden.
  • Energieausweis nach Fertigstellung 2023: Der Heizwärmebedarf ist nach der Sanierung 39 kWh/m²a.
  • Sanierungsberatung: Stefan Küng, Partnerbetriebe Traumhaus Althaus

Wussten Sie schon?

Die regelmäßig stattfindenden, kostenlosen Online Vorträge des Energieinstitut Vorarlberg „Gut in die Sanierung starten"
 bieten einen fundierten Einblick in die Thematik. 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projekts GO Altbau und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 - ein Programm der Europäischen Union. Das Energieinstitut Vorarlberg und die weiteren Projektpartner stellen im Rahmen des Projekts jeweils zwei Mal jährlich besondere Sanierungen als "Haus des Monats" vor.