Beratung. Förderung. Stärkung.

Exkursion Partnerbetriebe Schwarzach und Alberschwende

Bauen und Sanieren ohne Sondermüll und zwei Bauherrschaften, die überraschen. Die Partnerbetriebe besichtigten die Baustelle des Zweifamilienhauses Übelher in Schwarzach und das Wohnhaus Sutterlüty in Alberschwende.

Zweifamilienhaus Übelher, Schwarzach:

Mit einem Blick in den Lehmkübel begann die Exkursion der Partnerbetriebe in Schwarzach. Was hier angerührt wurde, findet sich auch an den Wänden im frisch sanierten Zweifamilienhaus der Familie Übelher, das ausschließlich nachhaltig optimiert wurde. Was das konkret bedeutet, haben gleich mehrere Partnerbetriebe gemeinsam in einem gelungenen Ergebnis bewiesen. 

„Ein Ziel war es, mehr Wohnraum zu gewinnen“, erzählt Andrea Vogel-Sonderegger, Architektin von Partnerbetrieb Sonderegger Thonhauser und Sanierungslotsin, die die Familie mit den beiden Kindern über einen Vortrag des Energieinstitut Vorarlberg „Gut in die Sanierung starten“ kennengelernt hatte.

Das Untergeschoss des rund 50 Jahre alten Bestandshauses, Elternhaus von Bauherr Dietmar Übelher, war damals ein reines Kellergeschoss. Das Erdgeschoss verfügte über nur zwei Schlafzimmer, ohne jeden Stauraum. Erste Idee: eine Aufstockung der Garage. Die viel bessere Idee wurde umgesetzt: mit dem Ausbau des Kellers, wo sich heute das Elternschlafzimmer mit geräumigem Bad sowie eine kleine Gästewohnung befindet.

„Must have. Und Nice to have. Nach diesem Prinzip sind wir vorgegangen. Von innen nach außen gedacht.“

Im Jahr 2021 mit der Sanierungsvorberatung gestartet, hat die Architektin ein Wunsch des Ehepaars besonders gefreut: Selber etwas tun und mitschaffen, das war die Motivation der beiden. 
Weiteres großes Anliegen: so zu arbeiten, dass kein Sondermüll entsteht, der irgendwann zu Lasten der Kinder geht. Ökologisch und nachhaltig sauber, dazu maximal energiesparend, das war der erklärte Anspruch. Geplant hat man von innen nach außen. Die Wohnräume wurden als Erstes verändert. Ein Must have waren das Sitzfenster, sowie alle Fenster neu und die Terrasse beim Wohnzimmer.
Hier und bei der Erneuerung der Abwasserleitungen fiel auch der Aushub an, der heute in den Innenräumen von Untergeschoss und Erdgeschoss als Lehmputz so dekorativ aussieht.

Alternative zur Deponieentsorgung: Lehm-Aushub aufwerten und damit verputzen

„Absolut zukunftsweisend“ nennt Kai Längle, Baustoffexperte und Inhaber von Partnerbetrieb Natürlich Bauen, die Verwendung von Aushub-Lehm im Innenbereich. Hier wurde der Aushub, etwa 3 Kubikmeter, vom eigenen Grundstück verwendet. Der große Vorteil: ganz kurze Transportwege und keine Kosten für die Entsorgung des Aushubs. In Workshops gibt Kai Längle sein Wissen zur Lehmverarbeitung weiter – und die Teilnehmenden können das eigene Material auch mitbringen und prüfen lassen. 

Der Grundputz des Bestandes wurde freigelegt und direkt auf das Bestandsmauerwerk ein neues Wandheizsystem montiert, und mit aufbereitetem Aushub-Lehm verputzt und in den Lehmputz integriert. Mit der Erneuerung der gesamten Haustechnik hat man auch eine Luft-Wärmepumpe anstelle der früheren Ölheizung eingebaut. Der Aushub-Lehm für das Verputzen der Innenräume bei Übelhers konnte genutzt werden, dieser wurde mit Sand vom Bodensee vermischt.
Kai Längle zeigte den Bauleuten die Technik, die dann selbst Hand anlegten. Mit Hilfe eines kleinen Kompressors und einem einfachem Putzwerfer, gut geeignet für den Selbstbau, wurde der Lehm aufgespritzt. Die Wände sind teils mit Hilfe einer Blumenmuster-Walze strukturiert, im Bad und an der Küchenzeile erstaunlich fein und glatt. Die Beimischung ist entscheidend, wie Kai Längle anhand von Mustern zeigt. So gibt es beispielsweise im Bad eine Zugabe von Sumpfkalk. Trägermaterial sind hier schwere Lehmbauplatten. Die glatte Oberfläche ist abwischbar. Ca. drei Wochen betrug die Trocknungszeit des Grobputzes, welche aber, wenn nötig, durchs Ausheizen mittels Wandheizung beschleunigt werden konnte. Die Faustregel für die Trocknung beim Grobputz: 1 mm pro Tag. 

„Wieder viel mehr an regionales Material denken!“, das ist der Appell von Kai Längle. "Das Material ist rein mineralisch und kann genau so auch wieder in den Natur-Kreislauf gelangen. Das könnte auch in größerem Stil Sinn machen.“

Bestandshaus mit streng nachhaltiger thermischer Sanierung zukunftsfit gemacht

Für die neue Außenhülle des Hauses fiel die Entscheidung auf Empfehlung der Architektin auf ein 22 cm starkes Hanf-Wärmedämmverbundsystem mit einer Dickschichtplatte von Synthesa. „Hanf hat den Vorteil, dass er eine höhere Speicherkapazität hat und damit besser vor Wärme schützt.“ Die Putztechnik kommt vom Partnerbetrieb Synthesa Capatect. Fenster und Türen hat Partnerbetrieb Alfred Feuerstein geliefert und eingebaut. Markus Sutterlüty (Synthesa Capatect) und Thomas Capelli (Tischlerei Alfred Feuerstein, Bludenz) standen den Teilnehmenden für Informationen aus erster Hand zur Verfügung.

Das Dach wurde von Partnerbetrieb Dachi Stefan Hämmerle aus Lustenau nachhaltig umgesetzt. 
Herausforderung im Vorfeld laut Geschäftsführer Stefan Hämmerle: „das asbesthaltige Welleternit abtragen und fachgerecht entsorgen“. Heute hat die Dachkonstruktion eine Aufsparrendämmung zusätzlich zur Zwischensparrendämmung, Holzfaserdämmplatte anstelle Mineralwolle, eine schlanke Ansichtskante und Untersicht in hellem Holz. Außerdem hat das Dach Vorkehrungen für eine Photovoltaik-Anlage erhalten, u.a. einen Dachfang, entscheidend im Falle einer Haftung, wie die Architektin erklärt.

Nachwachsende Rohstoffe bei Förderung bevorzugt

„Wir haben viele Varianten gerechnet. Wie immer bei Bauen im Bestand“, beschreibt Energieberater und Partnerbetrieb Stefan Küng, Ersteller des Energieausweises, die Vorgehensweise. Wo gibt es welche Förderungen? Wie lässt sich am besten finanzieren? Diese Fragen waren zu klären, von der ersten Sanierungsberatung bis zum Einzug durch die glücklichen Bauleute, die Hand in Hand mit den übrigen Beteiligten gearbeitet haben.

„Angelika ist der Baubranche wirklich verloren gegangen“, fasst Architektin Andrea Vogel-Sonderegger die Zusammenarbeit mit den Bauleuten zusammen. „Das war eine super Zusammenarbeit und ein tolles Projekt, immer vorausschauend und mit Bauleuten, die mitdenken.“

Wohnhaus Sutterlüty in Alberschwende:

Das großzügige Einfamilienhaus in Alberschwende, noch in der Bauphase und zweiter Teil der Besichtigung, haben die Teilnehmenden der Exkursion über die Garage im Keller betreten. Es macht auch die Architekten von Partnerbetrieb Guter Plan mit Baumeister Daniel Zimmermann und Christian Bilgeri stolz.

„Das ist die schönste Kellerdecke, die ich bis dato ausführen durfte“

Massives Holz an Kellerdecke und Wänden, die solide Tragstruktur von unten bis oben, durchweg ökologische Materialien, das war der erste Eindruck. Mitdenken, handfestes Handwerk, bedacht ausgewählte Materialien, das ist bei den Bauleuten Sutterlüty mit dem neu errichteten Wohnhaus zugleich beruflicher Anspruch.: 

Marisa und Tobias Sutterlüty führen die Dachdeckerei und Spenglerei Rusch und wollen in Kürze mit ihren vier Kindern ein Holzhaus beziehen, das besondere Anforderungen erfüllen wird: Es soll zum höchstmöglichen Grad sortenrein und rückbaubar gebaut sein. Nur die erdberührenden Teile zum Hang am Ortsrand von Alberschwende hin sind in Beton ausgeführt und mit Schaumglasschotter gedämmt, das im Sinne des Re-Use bei einem früheren Projekt ausgebaut wurde.
„So wenig Müll wie möglich bei einer Demontage“, beschreibt Marisa Sutterlüty die Vorgabe an die Architekten und Baumeister von Guter Plan Und: Das Haus soll einfacher zu demontieren sein als ein übliches Holzhaus. 

Regionale Baustoffe und Rückbaubarkeit: Wenn bauen, dann so

Ohne Verbundstoffe, mit regionalen Baustoffen  - wir wollten probieren, was möglich ist. Und alle Handwerker standen dem offen gegenüber und haben Lösungen eingebracht“, fasst Bauherrin Marisa Sutterlüty zusammen.

Daniel Zimmermann und Christian Bilgeri haben mit ihrem Büro die Ausführungsplanung der leimbinderfreien Holz-Konstruktion übernommen. Der Holzbau kommt von der Zimmerei und Tischlerei Kaufmann. Die Außenwände sind dampfdicht mit Dreischichtplatten und Dichtschnüren beplankt. 6 cm-Holzweichfaserplatten ersetzen das übliche Winddichtpapier. Die Dichtschnüre aus recyceltem Kunststoff stellen als Alternative zu Klebeband die Dampfbremse dar. Gedämmt ist mit Einblasstroh anstelle Zellulose – innen mit 24 cm Einblasdämmung, außen mit 6 cm. Die Innenwände sind zum Teil aus Stampflehm. Beim Innenausbau hat sich die Familie vorwiegend für Fichtentäfer oder Lehmputz entschieden. Dominierendes Material für Böden, Türen und Möbel, selbst die Küche: Buchenholz. 

Die besten Argumente aus Architektensicht? „Auch wenn es schwer zu verarbeiten ist: Es ist unzerstörbar, eins der härtesten Hölzer.“  Dabei sind Gebrauchsspuren durchaus erwünscht und zu erwarten, denn der Boden soll maximal geseift werden. „Das Haus ist zum Wohnen da“.
Christian Bilgeri von Guter Plan

Wiederverwendet werden im Wohnbereich Leuchten von Georg Bechter Licht: „Lichter der Geschichte“ nennt sich die Idee, die Linien Dots und Sphere, neu zusammengebaut, auch erneut zu nutzen. Ein Zusatzherd, gebaut als Kachelofen, ergänzt die Küche, deren Buchenfronten geseift sind. Ein altes Haus hat Charakter. Es lebt. Und auch ein neues Haus darf ein Lebehaus sein, sieht es Marisa Sutterlüty praktisch. Die Dusche im Badezimmer übrigens ist komplett in Edelstahl gefertigt, um Kleber und Fliesenabdichtungen zu vermeiden, eine Idee der Bauleute, wiederum mit dem Gedanken der Rückbaubarkeit. „Und eine Zeitersparnis bringt es auch“, ergänzt Marisa Sutterlüty. Das Dach ist mit Naturschiefer belegt, das Unterdach mit Holzfaserdämmplatten gedämmt. Schönes Detail: Die Fenster schließen flächenbündig mit der PV-Anlage ab.

Und wenn irgendwann rückgebaut werden soll? Alle Konstruktionen und Beplankungen sind rückbaubar geschraubt. Auch die Bodenkonstruktion in Trockenaufbau mit Buchenmassivholzboden ist rückbaubar.

Die teilnehmenden Partnerbetriebe zeigten sich sehr beeindruckt von den nachhaltigen Bau- und Sanierungsprojekten.

Beteiligte Partnerbetriebe: Sonderegger-Thonhauser, Natürlich Bauen, Alfred Feuerstein GmbH, DACHI-Stefan Hämmerle, Energieberatung Stefan Küng, Guter Plan, Synthesa Capatect.
Erfahren Sie mehr über die Sanierungsspezialist*innen: www.partnerbetrieb.net

Text: Jutta Metzler, Bessere Texte


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