Beratung. Förderung. Stärkung.

Standort - Grundlagen

Der Standort im geografischen Sinn ist die eigene Position auf der Erde oder in einem geeigneten geometrischen Bezugssystem. Mit dem heutigen Begriff Standort wird ein Bauplatz aber von vielen verschiedenen Ansätzen betrachtet.

Standortbestimmung

Es gibt zunächst die exakte Bestimmung nach Breiten und Längengrad und damit einen definierten Punkt auf der Weltkugel. Die Angabe eines Standorts kann jedoch schon geographisch auf ganz verschiedene Arten erfolgen, beispielsweise

  • durch Festlegung relativ zu einem anderen Punkt - etwa 50 Meter südlich des Rathauses...
  • durch Angabe von Richtung(en) und Höhe - z.B. westlich des Gipfels XY auf ca. 2.340m Seehöhe
  • in einem lokalen Koordinatensystem - definiert durch Referenzpunkt und Orientierung
  • mittels Wegstrecken oder Kilometrierung - z.B. B3 Kilometer 57,7
  • durch Angabe einer Distanz von einer Straßenkreuzung
  • durch eine Grundstücks- oder Hausnummer.

Kulturelle Annäherung an die Siedlungsform

Die kulturelle Annäherung an die Siedlungsform, also Stadt, Land oder Dorf ist genau so wichtig, weil sie entscheidende Auswirkung auf die Erschließung eines Baugrundstückes hat. Gibt es öffentliche Verkehrsmittel oder nur Straßen, gibt es einen Bahnanschluss oder nur einen Feldweg? Wird der Energiebedarf nicht auf das Gebäude an sich, sondern auf die Nutzer bezogen, treten die Wege die Nutzer zum Gebäude auf sich nehmen müssen und wie sie bewältigt werden können, sofort in den Vordergrund. Welche Bevölkerungsgruppe bewohnt den Ort? Welche Religion prägt die Kulturlandschaft? In Vorarlberg sind nebeneinander liegende Täler von unterschiedlichen Menschenstämmen besiedelt worden und entwickeln sich bis heute ganz unterschiedlich, z.B. das Montafon der Walser im Gegensatz zum Bregenzer Wald.

Genius loci

In Architektur und Städtebau wird der Begriff des „Genius loci“ verwandt. Er bezeichnet den „Geist des Ortes“, also den Charakter des Ortes und seiner nahen Umgebung.

"Die Palette dessen," so Robert Kozljanic, " was Genius loci sein soll, reicht dabei von der rein metaphorischen und rhetorischen Bedeutung des Wortes über die geschichtliche eines an einem Ort erscheinenden "Zeitgeistes" und eines soziokulturell konstruierten "Ortsgeistes", ferner über die Bedeutungen von ökologischen, ästhetischen und synästhetischen Qualitäten von Orten bis hin zu ortsgebundenen "Energiefeldern" und ortsansässigen "Naturgeistern".
Aus "Der Geist eines Ortes". Kleine Kulturgeschichte des Genius Loci (Robert Kozljanic)

Dieser Ortsbeschreibung nähert man sich also über das eigene Gefühl. Obwohl der Genius loci subjektiv empfunden wird, gibt es doch deutliche Übereinstimmungen darin, dass bestimmte Orte ästhetische, historische oder soziologische Eigenschaften besitzen, die sie einzigartig und oft auch erhaltenswert machen. Wenn ein neues Gebäude in einen solchen Kontext eingefügt oder ein Altbestand saniert werden soll, müssen die Kriterien der „besonderen Situation“ erkannt und bearbeitet werden.

Energetisches Potential des Standorts

Der Standort eines Gebäudes hat natürlich auch großen Einfluss auf den Energiebedarf eines Gebäudes. 7 Monate Frost, verursacht durch die hohe Lage auf einem Bergrücken, lassen sich architektonisch nicht mehr beeinflussen und das Gebäude wird für immer sehr viel mehr beheizt werden müssen als ein Gebäude in der Ebene. Neueren Datums ist deswegen die Standortbestimmung durch eine Beschreibung des energetischen Potentials. Sie umfasst sowohl die Potentiale einer Region, wie Wasserkraft oder Biomasse, ihre Erschließung durch Bahn und Straße, als auch die Potentiale des konkreten Bauplatzes und seines Umfeldes. Bei diesem Umfeld sind Verschattungen durch die Topographie, die Höhenlage und das ortstypische Klima relevant. Auch Analysen, wie viel Quadratmeter Photovoltaik in naher Umgebung auf Dachflächen errichtet werden können, geben Auskunft über die zukünftige Energieversorgung eines Grundstückes. Zur Beurteilung des Grundstücks, muss die Ausrichtung des Gebäudes nach den Himmelsrichtungen, die Höhenlage des Grundstückes, sein Mikroklima und seine Umgebungsverschattung beachtet werden.