Beratung. Förderung. Stärkung.

Lüftungsintegration in der Sanierung

Die Erzeugung des „eigenen Stroms“ auf dem Dach wird immer beliebter. Doch wie sieht es in unseren Breiten tatsächlich mit der möglichen Abdeckung des Eigenbedarfs aus? Sind Stromspeicher die Zukunft? Und wie wirken sich diese Entwicklungen - von der Zunahme der Elektromobilität bis zu Smart Grid Lösungen - auf unser Stromnetz aus?

Zum heutigen guten Baustandard gehört eine Lüftungsanlage dazu - sowohl aus bauphysikalischer, energetischer, aber vor allem auch aus lufthygienischer Sicht. Was beim Neubau von vornherein eingeplant und umgesetzt werden kann, stellt sich in der Sanierung als weitaus schwieriger dar. Platzprobleme, niedrige Deckenhöhen, umständliche Leitungsführungen, die Herstellung einer dichten Gebäudehülle – all das sind Herausforderungen, denen man sich im Gebäudebestand stellen muss.

Beim 1. Sanierungsforum der Plattform Partnerbetrieb Traumhaus Althaus ging es um das Lebensmittel Nr. 1 - nämlich Luft. Vor allem im Vergleich dazu, wie lange wir ohne Nahrung oder Wasser auskommen, wird klar, wieso Luft so wichtig ist. Wenn man bedenkt, dass ein Mensch im Leben 350.000 kg Luft "veratmet" (10 x soviel wie Nahrungsmittel), dann schadet es wohl nicht, wenn es sich hierbei um möglichst gute Luft mit geringer Schadstoffbelastung handelt.

Wie man selbst ein Gebäude aus dem Jahr 1937 erfolgreich und praktisch unsichtbar mit einer zentralen Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausrüstet, durften die Mitglieder der Plattform und die Energieberater des Energieinstitut am Beispiel Gemeindeamt Zwischenwasser begutachten. Andreas Böhler-Huber als Vertreter der Gemeinde führte durch das beispielhafte Gebäude, dessen Sanierung 2017 den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit erhalten hatte. Bei den anschließenden Vorträgen und dem Austausch mit den Fachpersonen konnte schließlich nach Herzenslust gefachsimpelt werden.

Auf den Punkt gebracht:

  • Nachrüstung von zentralen Lüftungsgeräten in Theorie und Praxis
    (Dipl.-Ing (FH) Michael Braun M.Sc. MBA. Bereichsleiter Erneuerbare Energie und Haustechnik, Energieinstitut)
    Grundsätzlich unterscheidet man bei zentralen Anlagen zwischen solchen, die eine einzelne Wohneinheit mit Frischluft versorgen und solchen, die das für das gesamtes Gebäude tun.

    + Vorteile einer zentralen Anlage*: 1 Gerät, 1 x zentral warten und Filter tauschen; wenn man schon Leitungen in Decken, Böden oder Wänden unterbringen muss, können auch andere Kabel für Strom, Internet, Steuerungen, etc. mitverlegt werden

    - Nachteile einer zentralen Anlage: Platz muss da sein und ausreichend Traglast, weil die Anlage groß und schwer werden können; es braucht eine ausreichende Deckenhöhe für die Leitungsführung; überkreuzende Leitungen bedeuten, dass man mehr abhängen muss; im mehrgeschossigen Wohnbau muss der Brandschutz speziell berücksichtigt werden

    Tipp 1: Bei flachen zentralen Geräten (z.B. im Wohnungsgang) muss bedacht werden, dass Kondenswasser anfällt, dass über eine Abwasserleitung abgeführt werden muss

    Tipp 2: Die Leitungsführung für die Lüftung kann nicht nur innen, sondern auch außen in der Fassade erfolgen. Dies stellt dann zwar einen Schwachpunkt in der Dämmung dar, ermöglicht jedoch mitunter die Nachrüstung einer Komfortlüftung, die sonst z.B. aus Platzmangel nicht möglich gewesen wäre.

    Tipp 3: Je geringer die Höhe des Lüftungskanals bzw. je flacher er ist, desto größer ist der Druckverlust in der Leitung. Dadurch braucht es mehr Strom für die Einbringung der Luft.
  • Dezentrale Lüftungsgeräte als flexible Lösungen in der Sanierung
    (Hans-Peter Sattler, Vertrieb und Außendienst, liVento GmbH, Linz)
    Dezentrale Anlagen versorgen einen einzelnen Raum, max. zwei über eine Kopplung, mit Frischluft.

    + Vorteile einer dezentralen Anlage*: sehr geringer Platzbedarf, geringern Installationsaufwand direkt in den Außenwänden, höhere Flexibilität in der Platzierung; keine Anforderungen an den Brandschutz, keine Leitungsreinigung; Filter tauschen und Wärmetauscher reinigen kann auch in einer Wohnanalagen jede Partei selber machen; während der Wartung fällt nicht die gesamte Anlage aus

    - Nachteile einer dezentralen Anlage: Luftwechselleistung begrenzt (bei sehr großen Räumen mehrere Geräte notwendig), minimal geringerer Wirkungsgrad des Wärmetauschers, ev. etwas lauter

* . . . zusätzlich zu den allgemeinen Vorteile einer Komfortlüftungsanlage

Fazit:
Aus lufthygienischer Sicht braucht es gute Gründe, bei einer Sanierung auf die Nachrüstung einer Komfortlüftungsanlage zu verzichten. Ist der bewährte Einsatz einer zentralen Anlage aus Platzmangel nicht möglich, so bieten die neuen, dezentralen Anlagen mit ihrer rasanten Weiterentwicklung in den letzten Jahren sowohl was Funktionalität als auch den Wirkungsgrad angeht eine gute und platzsparende Alternative.

Stimmen:


"Der Irrglaube, dass man Fenster in einem Haus mit Komfortlüftung nicht öffnen darf, hält sich überraschend hartnäckig. Fakt ist, dass das Bedürfnis dann einfach so gut wie nie da ist." Dietmar Metzler, Metzler Fensterbau

"Gibt es im Gebäude stillgelegte Kaminzüge, können diese als Steigschächte für die Leitungsführung der Lüftung verwendet werden. Dadurch sind keine
Deckendurchbrüche nötig." Michael Braun, Energieinstitut Vorarlberg





"Das richtige Benutzerverhalten kann man leider nicht steuern. Da ist dann immer noch jeder selber gefragt." Günter Giesinger, ehem. Bauträger

Diese Veranstaltung wird im Zuge von GreenSan durchgeführt. GreenSan ist ein Projekt von Energieinstitut Vorarlberg, Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!), Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), Energieagentur Ravensburg, Energieagentur St. Gallen und der baubook gmbh. Es wird gefördert von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und der Energieautonomie Vorarlberg.