Mobilitätswende in der Gemeinde Egg
Über Jahrzehnte hinweg war das Zentrum der Marktgemeinde Egg durch ein hohes Verkehrsaufkommen und dementsprechend wenig Aufenthaltsqualität geprägt. Mit dem neuen Dorfzentrum, dem „Posthus“ sowie einem neuen Busterminal wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Kreisverkehr und Tempo 30 spielen dabei eine wichtige Rolle für die Mobilitätswende im Ort.

Über Jahrzehnte hinweg war das Zentrum der Marktgemeinde Egg durch ein hohes Verkehrsaufkommen und dementsprechend wenig Aufenthaltsqualität geprägt. Mit dem neuen Dorfzentrum, dem „Posthus“ sowie einem neuen Busterminal wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Kreisverkehr und Tempo 30 spielen dabei eine wichtige Rolle für die Mobilitätswende im Ort.
14.000 Kraftfahrzeuge täglich
Das neue Ortszentrum in Egg hat einen langen Weg hinter sich – geprägt von vielen Jahren mit zahlreichen Ideen, Diskussionen, Planungsphasen und Bürgerbeteiligungsprozessen für eine bessere Verkehrslösung bzw. Zentrumsgestaltung. Rund 14.000 Kraftfahrzeuge fahren täglich auf der L200 durch Egg. Neben Berufsverkehr und Tourismus auch viele LKW sowie schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das enorme Verkehrsaufkommen und die Belastungen dadurch haben die Zentrumsqualität und die Sicherheit von Fußgänger*innen und Radverkehr massiv beeinträchtigt.
Umfassende Entwicklungsstrategie
Bereits im Jahr 2007 hat die Gemeinde Egg eine Planungskommission eingesetzt, um eine umfassende Entwicklungsstrategie zu erarbeiten. Ziel war es, ein attraktives Ortszentrum mit öffentlichen Begegnungszonen sowie eine bessere Verkehrslösung zu schaffen. Auf zwei Ebenen nahmen sich die Gemeindeverantwortlichen dem Thema an: Um die Meinung der Bürgerinnen und Bürger in aller Breite zusammenzutragen, wurde 2016 ein Bürgerrat, begleitet vom damaligen Zukunftsbüro, einberufen. Auf Expertenebene wurde DI Helmut Kuess mit der Erstellung eines Masterplans für das Zentrum beauftragt. Das Votum des Bürgerrats im Jahr 2016 war eindeutig: „der Verkehr aus dem Zentrum muss weg“.

In den nachfolgenden Jahren wurden viele verschiedene Lösungsansätze und Szenarien wie Spange, Kreisel oder Untertunnelung für das Ortszentrum diskutiert, geplant oder verworfen. Wichtige Anliegen für die Gemeinde waren auch Leerstand zu beseitigen, Ärzte anzusiedeln sowie eine zentrumnahe Kinderbetreuung zu errichten.
Start neues Ortszentrum Egg
Seit 2018 wurden in der Gemeinde Egg der Neubau der Mittelschule, ein Sicherheits- und Ärztehaus, die Kinderbetreuungseinrichtung „Bienenhaus“ und ein neues Busterminal entwickelt und umgesetzt. Dazu kamen ein markantes Mehrzweckgebäude namens „Posthus“ mit autofreiem Dorfplatz und Gastronomie – umgesetzt von der Loco Investment GmbH, einer Kooperation von Sparkasse und Gemeinde. Für die Planung des Dorfplatzes und der Landesstraße wurden besch und partner verkehrsingenieure gemeinam mit Frau Sturn Landschaftsarchitekten beauftragt.
Das Posthus – ein Siegerprojekt von Ludescher + Lutz Architekten – mit vielfältiger Nutzung (Restaurant, Eiscafé, Ärzte, Regio-Verwaltung, Steuerberater, Wohnungen etc.) wurde Ende 2024 mit dem neuen Gemeindevorplatz nach einer Bauzeit von 18 Monaten eröffnet. Im Vordergrund standen eine nachhaltige Bauweise mit regionaler Bautradition. Die Fassade besteht aus Tannenschindeln, geheizt wird mit Fernwärme aus der Biomasse-Heizanlage.
Es braucht Mut und Perspektive, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und auch einfach mal etwas auszuprobieren.
Vizebürgermeisterin Carmen Willi
Kreisel und Tempo 30
Während Fußgänger*innen früher aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens mit hohen Geschwindigkeiten nur erschwert die Straße queren konnten, wurde diese Situation mit einem Kreisverkehr und Tempo 30 deutlich entschärft. Der Kreisverkehr war eigentlich als Provisorium für die Sperre der Taubenbrücke für die Errichtung des neuen Busterminals vorgesehen, um Verkehrschaos mit langen Stauzeiten zu vermeiden – und wurde dann beibehalten. Dies hat enorm viel gebracht: Ein verkehrsberuhigtes Zentrum mit Temporeduktion auf 30 km/h rund um die Hauptkreuzung, weniger Lärm sowie ein autofreier Dorfplatz als beliebter Treffpunkt für die gesamte Gemeinde.
Nicht zuletzt hat auch das Parkplatzmanagement – in regionaler Zusammenarbeit mit Dornbirn und Hittisau für die Kontrolle der Kurzparkzonen – die nachhaltige Mobilität sowie den Radverkehr in der Gemeinde gefördert. Oberirdische Auto-Parkplätze wurden in Egg reduziert, dafür öffentliche Tiefgaragen wie unter dem Gemeindevorplatz errichtet. "Verkehr und Mobilität sind Themen, die unsere Gemeinde schon viele Jahre beschäftigen. Es braucht Mut und Perspektive, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und auch einfach mal etwas auszuprobieren. Gemeinsam mit starken Partner*innen konnten wir einen attrativen Dorfplatz realisieren. Den Mehrwert der Zentrumsentwicklung der letzten Jahre werden wir wohl in voller Dimension erst mit der Zeit erfassen", fasst Vizebürgermeisterin Carmen Willi zusammen.

Das neue Busterminal mit Gründach ist nicht nur ein optisch gelungener zentraler Mobilitätsknotenpunkt geworden. Dort stehen auch zahlreiche Radabstellplätze zur Verfügung – unterirdisch sicher und wettergeschützt ideal für Pendler*innen mit abschließbaren Spints und ein Carsharing-Angebot in unmitelbarer Nähe. Mit dem neuen Kreisverkehr und dem attraktiven Zentrum mit Posthus und Busterminal hat die Gemeinde Egg einen wichtigen Schritt für eine noch lebenswertere Gemeinde gemacht.