Das ist das e5-Landesprogramm

Bürgermeister*innen hautnah im Gespräch

Klimaschutz und nachhaltige Energiepolitik sind zentrale Herausforderungen unserer Zeit – und sie beginnen oft auf lokaler Ebene. In unserer neuen Artikelserie geben wir diesen Fragen Raum und stellen in den kommenden e5-Newlettern unsere Bürgermeister*innen im Interview vor.

In Vorarlberg setzen sich zahlreiche Gemeinden im Rahmen des e5-Landesprogramms für energieeffiziente Gemeinden engagiert für eine lebenswerte Zukunft ein. Heute berichten drei Bürgermeister*innen über ihre energiepolitische Arbeit, Herausforderungen und Erfolge – und zeigen, wie vielfältig und praxisnah Klimaschutz auf Gemeindeebene gelebt wird.

Manfred Rädler, e5-Stadt Feldkirch

Stadt Feldkirch
  1. Seit wie vielen Jahren engagierst du dich politisch in der Gemeinde?
    Seit 30 Jahren
  2. Mit dem Klimaneutralitätsfahrplan 2040 hat die Stadt Feldkirch die besten Voraussetzungen geschaffen, gezielte Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu setzen. Welche Maßnahmen werden in den kommenden Jahren priorisiert? 
    Damit sich die Klimaneutralität 2040 ausgeht, müssen viele Dinge parallel laufen. Schwerpunkte sind der nachhaltige Energieeinsatz und die Vermeidung unnötiger Energieverschwendung, der Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung, dazu zählt der Nahwärmenetzausbau und der Ausbau von PV. Im Bereich der Mobilität setzen wir auf  eine gute ÖPNV-Qualität und Verkehrsberuhigung insbesondere durch die Stadttunnel-Begleitmaßnahmen, aber auch Sicherheit für Fuß- und Radverkehr.
  3. Welche Veränderungen in Bezug auf das e5-Programm haben/werden sich durch die Wahlen in der Stadt Feldkirch ergeben?
    Das e5-Programm wird in gewohnter guter Qualität fortgeführt und durch qualifizierte Mitarbeiter*innen in der Verwaltung und ein gutes politisches Miteinander gesichert.
  4. Die Stadt Feldkirch selbst setzt energetisch hochwertigste Gebäude um. Wie unterstützt die Stadt Private bei Neubau/Sanierung von energetisch hochwertigen und fossilfreien Gebäuden, um die Ziele der Energieautonomie+ 2030 zu erreichen? 
    Die Stadt unterstützt seit Jahren die Umrüstung auf Biomasseheizungen sowie thermische Solaranlagen. Die Umrüstung auf Wärmepumpen wird zudem durch die Stadtwerke gefördert. Durch die Energieberatungen, welche ebenfalls von der Stadt Feldkirch gefördert werden, können sich Feldkircher*innen über die Möglichkeiten ihr Gebäude betreffend informieren. Der Ausbau des Nahwärmenetzes im Bereich Innenstadt und Tosters bietet zudem eine fossilfreie bis fossilarme alternative des Heizens.
  5. Was trägst du persönlich zum Thema Klimaschutz bei? 
    Ich fahre, wenn möglich viele meiner Alltagswege mit dem Fahrrad oder gehe zu Fuß. Wenn das nicht möglich ist, nutze ich mein E-Auto.

Angelika Moosbrugger, e5-Gemeinde Wolfurt

Gemeinde Wolfurt
  1. Seit wie vielen Jahren engagierst du dich politisch in der Gemeinde? 
    Ich bin seit 20 Jahren in der Gemeindevertretung, davon 18 Jahre Gemeinderätin, 17 Jahre Vizebürgermeisterin und jetzt seit 2023 Bürgermeisterin der Marktgemeinde Wolfurt.
  2. Wolfurt ist eine der Top-e5-Gemeinden in Vorarlberg. Welche Projekte und Maßnahmen stehen in den nächsten Jahren in Bezug auf Energie bzw. Klimaschutz in eurer Gemeinde an?
    Wolfurt engagiert sich gefühlt schon immer für den Klimaschutz. Bereits unter unserem Alt-Bürgermeister Erwin Mohr entstand eine überaus aktive Gruppe, die sich um die Einsparung von Energie kümmerte – zuerst als "Solargruppe", dann als "Öko-Werkstatt" und später "Energiesparverein". Damals wurden viele Grundsteine für unser Denken und Handeln gelegt. Danke dafür! Inzwischen gehört das "e5"-Landesprogramm zu unserer DNA, was auch bedeutet, das hohe Niveau gut zu pflegen. Wichtige Projekte sind hier beispielsweise die Fertigstellung des Nahwärmenetz Weidach, die ÖBB-Personenhaltestelle sowie das neue Projekt Mobilityhub im Gewerbegebiet, der weitere Ausbau der regionalen Radverbindungen - hier hoffen wir weiter auf die Zusammenarbeit mit dem Land. Wichtig sind auch die Entsiegelung und Begrünung unserer Schulplätze Bütze und Mittelschule oder die Umsetzung der lange geplanten Streuobstwiese, für die wir in der Bahnhofstraße eine großflächige Rückwidmung gemacht haben.
  3. Für die Zielerreichung der Energieautonomie braucht es alle Akteure. Welche Möglichkeiten siehst du, lokale Betriebe und Bürger*innen aktiv in Klimaschutz- und Energiesparmaßnahmen einzubinden?
    Ich bin überzeugt, dass neben den "hard facts" vor allem die "soft facts", also das Mitnehmen aller Betroffenen mit ansprechenden Aktionen und gut verständlichen Informationen ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind. Durch das Sichtbarmachen und Feiern von Fortschritten stärken wir das Miteinander und unsere positiven Visionen für den Klimaschutz. Dabei geht's auch um Bewusstseinsbildung in Schulen und Kindergärten, Anreize durch Förderungen setzen oder ein Netzwerk für Erfahrungsaustausch bieten, nur um einige wenige Beispiele zu nennen.
  4. Die Gemeinde verfolgt seit mehreren Jahren die Entwicklung des Zentrums Dorf. Was ist hier in den letzten Jahren geschehen bzw. welche nächsten Schritte stehen hier an? 
    Wolfurt ist ein langgezogenes Straßendorf mit vier großen Quartieren und hat eigentlich kein „richtiges“ Zentrum. Im Rahmen der Quartiersentwicklung wurde das alte KIrchdorf als Zentrum bestimmt. Dort sollen Handel und Dienstleistungen, Sozialdienste mit Pflegeheim, ein größeres Rathaus und Verkehrsberuhigung durch eine Begegnungszone zu finden sein. Wir arbeiten bereits seit 20 Jahren mit namhaften Architekt*innen und Stadtplaner*innen an dem neuen Zentrum - und es ist schon einiges geschehen.
  5. Was trägst du persönlich zum Thema Klimaschutz bei?
    Ich versuche nach dem Motto zu leben, Veränderung beginnt bei mir und bemühe mich auch viel im Kleinen zu tun, zum Beispiel Abfallvermeidung im Alltag, regional einkaufen oder das Abo einer Gemüsekiste, meinen "wilden" artenreichen Garten zu pflegen oder Reisen möglichst ökologisch planen: mit dem Rad und Zug statt mit dem Auto. Und wir haben zwar kein Niedrigenergiehaus, aber den alten Bauernhof meiner Großeltern saniert und umgebaut – und hatten somit keinen weiteren Bodenverbrauch.

Michael Schnetzer, e5-Gemeinde Sulz

Ursula Dünser
  1. Seit wie vielen Jahren engagierst du dich politisch in der Gemeinde?
    Seit über 25 Jahren – zuerst als Gemeindevertreter, später im Gemeindevorstand und seit April 2024 als Bürgermeister.
  2. Wie kann das e5-Programm Gemeinden in finanziell angespannten Zeiten unterstützen?
    Durch konkrete Einsparungsmaßnahmen im Energiebereich, die wir gemeinsam umsetzen können. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern spart auch spürbar Kosten. Zudem sehe ich im e5-Programm eine große Unterstützung bei der Abwicklung und Einholung von Fördermitteln von Land, Bund und EU – gerade jetzt ein wichtiger Hebel für uns Gemeinden. Ich selbst habe rund zwölf Jahre im Energieinstitut und e5-Programm gearbeitet – das hilft mir natürlich sehr bei der jetzigen Rolle.
  3. Welche Ziele der Energieautonomie Vorarlberg siehst du als besonders herausfordernd?
    Besonders herausfordernd ist aus meiner Sicht die CO₂-Neutralität, da sie oft mit kostenintensiven Sanierungen von Heizsystemen verbunden ist. Hier braucht es tragfähige Lösungen und gute Fördermodelle.
  4. Was bringen Nutzerschulungen wie jene mit den Direktorinnen und Lehrerinnen?
    Wir sind aktuell mitten in einer solchen Schulung – die Ergebnisse sind noch offen, aber aus meiner Erfahrung (auch als ehemaliger EIV-Betreuer) rechne ich mit Einsparungen von bis zu 15 %. Solche Maßnahmen wirken – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch bewusstseinsbildend.
  5. Was trägst du persönlich zum Klimaschutz bei?
    Ich leite (noch) das e5-Team in der Gemeinde, habe mir heuer eine Wärmepumpe eingebaut, bereits vor zwei Jahren meine Dachfläche mit einer PV-Anlage aufgerüstet (Thermosolar ist ebenfalls vorhanden) – und ich fahre so oft wie möglich mit dem Rad.