SüdSan: Modellsanierungen in der Südtiroler-Siedlung Bludenz
Zwei Mehrfamilienhäuser der baukulturell wertvollen Südtiroler-Siedlung wurden im Rahmen des Projekts SüdSan saniert und dabei die energetisch und wirtschaftlich beste Lösung bestimmt. Die Gebäudetypen der von 1943 bis 1962 errichteten Siedlung sind repräsentativ für kleinere Mehrfamilienhäuser der 1920er- bis 1960er-Jahre, die etwa 13 Prozent des Wohnungsbestands in Österreich ausmachen. Sie sind überwiegend im Originalzustand erhalten und werden ausschließlich über Einzelöfen oder direkt-elektrische Heizsysteme beheizt. Die Gebäude gehören zu den „worst performing buildings“ in Vorarlberg.
Ziele
Das Projekt SüdSan zielt darauf ab, die breite Umsetzung von Sanierungen älterer Mehrfamilienhäuser zu erleichtern, die nach der Sanierung die verabredeten Klimaziele erreichen sollen. Dabei werden belastbare Daten zu den Mehrkosten effizienter Sanierungen gesammelt, wobei der Fokus auf den Lebenszykluskosten anstelle der reinen Investitionskosten liegt. Zudem werden Methoden zur energetisch‐wirtschaftlichen Optimierung verbreitet. Das Projekt soll als Praxisbeispiel dafür dienen, dass Klimaschutz und Sozialverträglichkeit vereinbar sind.
Projektpartner
- Projektleitung: Martin Ploß, Energieinstitut Vorarlberg
- Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH
- Universität Innsbruck, Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, Arbeitsbereich Energieeffizientes Bauen
- AEE Institut für Nachhaltige Technologien
- Johannes Kaufmann und Partner GmbH
- E-PLUS Planungsteam GmbH
Projektdetails
- Projektname: SüdSan - Sozialverträgliche, klimazielkompatible Sanierung zweier Mehrfamilienhäuser in der Südtiroler-Siedlung in Bludenz
- Projektzeitraum: 01.01.2022 bis 31.12.2024
- Gesamtkosten: EUR 1.378.849
- Förderrahmen: EUR 714.556
Dieses Projekt wird mit Mitteln der FFG und des Landes Vorarlberg gefördert.
Weitere Informationen
Projektablauf
Das Projekt SüdSan zielt darauf ab, die breite Umsetzung von Sanierungen älterer Mehrfamilienhäuser zu erleichtern, die nach der Sanierung die verabredeten Klimaziele erreichen sollen. Dazu werden belastbare Daten zu Mehrkosten effizienter Sanierungen gesammelt und dabei der Fokus auf die Lebenszykluskosten statt nur auf Investitionskosten gerichtet. Außerdem werden Methoden zur energetisch‐wirtschaftlichen Optimierung verbreitet. Das Projekt soll als Praxisbeispiel für die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Sozialverträglichkeit dienen.
Modulare Ausschreibung
Um für die Mustergebäude die energetisch beste Sanierungslösung mit den niedrigsten Lebenszykluskosten zu ermitteln, werden mit einer großen Bandbreite unterschiedliche Energieniveaus und ‐konzepte sowie technische Ausführungsvarianten geplant und modular ausgeschrieben. Dabei werden die Qualitätsanforderungen des klimaaktiv Gebäudestandard zugrunde gelegt.
Monitoring
Die beiden Mustersanierungen in der Südtiroler Siedlung Bludenz werden bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Danach werden die Baukosten der realisierten Konzepte sowie der anderen ausgeschriebenen Varianten analysiert, um für Nachfolgeprojekte die wirtschaftlichste Vorgehensweise bestimmen zu können. In einem detaillierten Monitoring werden außerdem die Energieverbräuche erhoben sowie die Akzeptanz und Wahrnehmung der Behaglichkeit bei der Bewohnerschaft erfragt.
Die Sanierungskosten, die Planung der Folgekosten sowie die nach Fertigstellung gemessenen Energieverbräuche der Mustergebäude werden Grundlage für das Energiekonzept und das städtebauliche Entwicklungskonzept der gesamten Siedlung.
Bauliche Umsetzung
Eine Zwischenbilanz des Forschungsprojekts wurde am 20. Juli 2023 bei einem Baustellenbesuch vorgestellt und der Stand der baulichen Umsetzung erläutert. Im Mittelpunkt der Besichtigung stand die Montage einer neuartigen Wandheizung auf der Außenwand, die erstmals im Wohnbau als alleiniges Wärmeabgabesystem eingesetzt wird.
Ein Vorteil der Außenwandheizung ist die störungsarme Nachrüstung im Bestand ohne bauliche Maßnahmen oder Platzbedarf im Innenraum. Damit ist die Technik besonders für die Sanierung von Gebäuden geeignet, die bisher kein wassergeführtes Wärmeabgabesystem hatten.
Funktionsweise der Außenwandtemperierung
Zur thermischen Aktivierung werden die massiven Außenwände von außen mit hydraulischen Heizschlangen versehen und anschließend sehr gut gedämmt, um die Wärmeverluste des Flächenheizsystems nach außen zu minimieren. Die einzelnen Heizkreise werden auf der Außenwand raumbezogen montiert. Die Regelung erfolgt über Einzelraumregler, welche ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung den Heizkreis für den jeweiligen Raum individuell öffnen oder schließen. Die Vorlauftemperatur variiert in Abhängigkeit zur Außenlufttemperatur.
Projektergebnisse
Bisherige Projektergebnisse 2023
- Auch bei bislang unsanierten, älteren Mehrfamilienhäusern ist es technisch möglich, klimazielkonforme Energiebedarfe und Treibhausgasemissionen zu erreichen
- Die Mehrkosten einer energetisch hochwertigen Ausführung gegenüber einer Ausführung nach den Mindestanforderungen der OIB RL 6 bzw. Bautechnikverordnung sind vernachlässigbar, wenn man die aktuelle Bundesförderung miteinbezieht. (Hochwertig bedeutet z.B. sehr gute Hüllqualität, Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, innovative Wärmepumpenlösungen, nachgerüstetes Wärmeverteil- und –abgabenetz und große PV-Anlagen)
- Bei der Sanierung alter Gebäude mit großem Sanierungsstau gibt es neben der energetischen Ertüchtigung auch viele notwendige Instandsetzungsarbeiten zur Mängelbeseitigung. Es ist daher wenig überraschend, dass sich die Sanierungskosten in der Summe an Neubaukosten annähern.
Forschungsberichte zum Download
Im Rahmen von SüdSan erarbeiten die Projektpartner Forschungsberichte zu Einzelthemen, die hier jeweils nach Fertigstellung zum download bereitstehen.
01 Einführung zum Projekt SüdSan
02 Die Gebäudehülle im Projekt SüdSan
03 Flächenheizsysteme in der Gebäudesanierung
04 Energieverbrauch und Emissionen von Mehrfamilienhäusern
05 Reale Verbräuche nach der Sanierung von Mehrfamilienhäusern
06 Gemessene Verbräuche von durchschnittlichen Mehrfamilienhäusern
07 Limitierungen für den Einsatz von Brennholz in der Raumwärme
08 Bewertung von Fernwärme inkl. Kraft-Wärme-Kopplung
09 Bewertung der Treibhausgas-Emissionen in der Stromerzeugung
10 Bewertung unterschiedlicher Energieträger und Wärmeversorgungstechnologien
11 Bauteilaktivierung als minimalinvasives Wärmeabgabesystem in der Sanierung
12 Wärmeabgabeleistung von Heizkörpern bei niedrigen Vorlauftemperaturen