Wer muss welche CO₂-Emissionen zählen? – ein Beispiel aus der Lieferkette

In diesem Artikel zeigen wir, wie CO₂-Emissionen entlang der Lieferkette verteilt werden – und warum dieselbe Emission zwar mehrfach in Unternehmensbilanzen auftaucht, aber nur einmal tatsächlich ausgestoßen wird.

Das ist kein Fehler, sondern gewollt: Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) macht auf diese Weise sichtbar, wer in der Lieferkette Verantwortung trägt und wo es Handlungsspielräume zur Reduktion gibt. Immer wieder taucht dabei die Frage auf, warum ein und dieselbe Emission beispielsweise beim Hersteller als Scope 1 und beim Kunden als Scope 3 bilanziert wird. Die Antwort darauf liegt im System – und macht es so wirkungsvoll.

Was bedeuten Scope 1, 2 und 3?

Scope 1 Direkte Emissionen (z. B. durch eigene Heizung, Fahrzeuge)
Scope 2 Emissionen die durch den Einkauf von Strom und Wärme verursacht werden
Scope 3 Emissionen durch Lieferanten oder Kunden, also indirekt

Beispiel: Stahlwerk – Autohersteller – Fuhrpark

Drei Firmen arbeiten in einer Lieferkette zusammen:
A Stahlwerk -> B Autohersteller -> C Fuhrparkbetreiber
...und verursachen durch Ihre wirtschaftlichen Aktivitäten folgende Emissionen:

Unternehmen Scope 1 (direkt) Scope 2 (Strom/Wärme) Scope 3 (Lieferkette/Nutzung)
A – Stahlwerk 1.000 t CO₂e 200 t CO₂e -
B – Autohersteller 100 t CO₂e 50 t CO₂e 1.000 t CO₂e (für Stahl von A)
C – Fuhrpark 500 t CO₂e 100 t CO₂e 150 t CO₂e (für Herstellung der Autos bei B)


Warum dieselbe Emission mehrfach berichtet wird

Das Stahlwerk A verursacht 1.000 Tonnen CO₂ – direkt (Scope 1). Der Autohersteller B kauft den Stahl – für ihn ist das eine indirekte Emission (Scope 3). Das ist gewollt, denn so sieht man, wo Emissionen entstehen und wer durch Entscheidungen (z. B. Einkauf) Einfluss hat.

Warum C nicht auch die 1.000 Tonnen zählt

C kauft Autos von B, nicht Stahl von A. Deshalb: C berichtet nur die Herstellung der Autos bei B als Scope 3 (150 t CO₂e). Die Emissionen beim Stahlwerk A sind für C zu weit weg in der Kette, denn Scope 3 betrachtet immer nur die direkte Verbindung (Lieferant oder Kunde).

Werden Emissionen dadurch doppelt gezählt?

Nein. Dass mehrere Unternehmen dieselbe Emission melden, dient nur dem Zweck: Verantwortung sichtbar zu machen und Reduktionsmöglichkeiten zu erkennen

Fazit

Ja, dieselben Emissionen können in mehreren Berichten stehen. Aber sie werden nicht doppelt ins Klimabudget gerechnet. So zeigt das GHG Protocol, wer wo ansetzen kann, um Emissionen zu senken.

Andreas Hotz-Peter MSc

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veröffentlicht 06.12.2024 , zuletzt geändert 08.10.2025